Inbetriebnahme vom AKW Bushehr verzögert sich. | Teheran/Wien. Im Atomstreit mit dem Iran stehen die Zeichen weiter auf Konfrontation. Der Gottesstaat hat am Mittwoch abgelehnt, sein schwach angereichertes Uran zur weiteren Anreicherung ins Ausland zu liefern. Außenminister Manuchehr Mottaki sagte laut iranischen Medien, dass sein Land den Kompromissvorschlag des Chefs der Atomenergiebehörde (IAEO), Mohamad ElBaradei, ablehne.
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Der Vorschlag sah vor, dass Teheran schwach angereichertes Uran nach Russland liefern sollte. Dort sollte das Uran mit einem Anreicherungsgrad von weniger als fünf Prozent für den Einsatz in Atomkraftwerken weiter angereichert werden. Mit diesem Schritt sollte verhindert werden, dass der Iran selbst das Uran weiter anreichert, um womöglich waffenfähiges Uran herzustellen.
Als mögliche Lösung des Konflikts nannte Mottaki nun einen zeitgleichen Austausch des Materials im Iran. "Wir sind bereit, über einen Simultan-Austausch im Iran nachzudenken." Der Iran wünscht sich eine neue Gesprächsrunde, um diese Ideen darzulegen.
Der Chef der außenpolischen Sektion im iranischen Parlament, Allaedin Bouroujerdi, kündigte ein Ende "der weichen Politik Teherans" an: "Die Option der Uranausfuhr ist vom Tisch. Für uns sind unsere Interessen von Bedeutung und wir können auch anders", stellte er klar.
Diese Entscheidung könnte auch durch einen aktuellen Streit zwischen Moskau und Teheran beeinflusst sein, denn Russland lässt den Iran bei der Inbetriebnahme des Atomkraftwerks Bushehr weiterhin zappeln. Da Energieminister Sergej Schmattko ankündigte, dass Bushehr wegen technischer Probleme erst 2010 in Betrieb gehen könne, spöttelte etwa der Sprecher der parlamentarischen Sicherheitskommission Mahmoud Ahmadi-Biqash, dass Moskau seit 20 Jahren mit dem Iran spiele. Der Reaktor, der Ende der 70er-Jahre von Siemens geplant worden war, sollte bereits 1999, nach einigen Verzögerungen dann 2004 ans Netz gehen. Beide Termine verstrichen und bis dato wurde die Inbetriebnahme immer wieder verschoben - als kleines "Trostpflaster" lieferte Moskau bis Anfang 2008 82 Tonnen angereichertes Uran nach Bushehr, um die Perser bei Laune zu halten. Mit letzterer scheint es nun allerdings endgültig vorbei zu sein, denn alles deutet darauf hin, dass der Konflikt durch die Unnachgiebigkeit der Perser eskalieren könnte.