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Im täglichen Leben findet man ihn selten. Beinahe ist es, als existiere er gar nicht. Im Supermarkt laufen wir an ihm vorbei. Auch in Nachbars Einkaufswagen ist er so gut wie nie zu erspähen. Und selbst in Restaurants entscheidet sich kaum jemand für ihn. Er fristet also ein recht einsames Dasein. In seltenen Fällen überkommt (meist übernachtige) Bargänger das Verlangen nach ihm, in klassischer Kombination mit Wodka und/oder Sellerie-Stange, wahlweise ergänzt durch Salz und Pfeffer.
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Über den Wolken ist das Bild ein gänzlich anderes. Da ist er in der Liste der Bestellungen weit vorne, oft geht er den Flugbegleitern aus. "Tomatensaft, bitte", schallt es aus beinahe jeder Reihe.
Deutsche Forscher haben nun geklärt, warum der rote Saft auf Flügen so beliebt ist. Schuld ist der niedrigere Luftdruck, so das Resultat des Fraunhofer-Instituts. Denn der verändert den Geschmackssinn. Er verhält sich in der Luft ähnlich wie bei Schnupfen, benötigt also wesentlich stärkere Reize, um anzusprechen. Dinge, die am Boden als ausreichend gewürzt beurteilt werden, fallen in luftigen Höhen in die Kategorie langweilig. Der intensive Tomatensaft passt da gut ins Geschmackskonzept. Die Luftlinie, die diese Studie in Auftrag gegeben hat, will nun sogar ihre Rezepte für die Bordmahlzeiten anpassen. Mit Hilfe von Aromaexperten, selbstverständlich. Das Tragische dabei: Nicht einmal auf den eigenen Geschmack ist Verlass.