Libanesische Islamisten auch "im südamerikanischen Drogengeschäft".
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"Wiener Zeitung": Das Thema ihres Vortrages im Presseclub Concordia lautet: "Warum die Hisbollah auch ein europäisches Problem ist". Wieso weiß Europa von diesem Problem, das es angeblich hat, nichts?
Matthew Levitt: Weil es lange her ist, dass die Hisbollah in Europa Anschläge verübt hat. Deswegen ist sie keine Priorität für die meisten europäischen Länder. Nur die Niederlande haben die Hisbollah auf der Terror-Liste. Großbritannien nur den militärischen Arm, denn der hat britische Truppen im Irak angegriffen. Die Hisbollah hat vielerlei Gestalt: Sie ist eine gewählte politische Partei im Libanon, sie ist für soziale Wohlfahrt zuständig. Aber sie ist auch in umfangreiche kriminelle Aktivitäten verstrickt.
Was sagen Sie: Ist die Hisbollah für die Toten im bulgarischen Burgos verantwortlich? (Bei dem Anschlag auf einen israelischen Urlauber-Bus kamen im Sommer acht Menschen um.)
Wenn Sie mit europäischen und US-Geheimdiensten reden, dann besteht hier über die Täterschaft kein Zweifel. Offiziell sagen die Bulgaren, sie wissen nicht, wer dahintersteckt. In Zypern haben wir einen Hisbollah-Aktivisten, ein Schwede, der versucht hat, israelische Touristen zu töten. Auch in Thailand hat es einen Anschlagversuch gegeben. Außerdem ist die Hisbollah massiv in den Drogenhandel involviert. In Südamerika.
Das ist bewiesen?
Der größte Teil meines neuen Buches über die Hisbollah konzentriert sich auf diesen Aspekt.
Wo in Südamerika?
In dem Eck, wo Argentinien, Paraguay und Brasilien aneinander grenzen. Das ist ein kriminelles Mekka. Die verschieben die Ware, da wird Geld gewaschen. Das sind große Netzwerke. Die Produkte werden in Afrika verkauft und das Geld benutzt, um gebrauchte Autos in den USA zu kaufen. Diese Autos gehen wieder nach Afrika, so wird das Geld gewaschen. Das Geld geht dann an die libanesisch-kanadische Bank im Libanon. Unglaublich.
Wie groß ist der Einfluss der Hisbollah im syrischen Bürgerkrieg?
Groß. Die Hisbollah kämpft mit den alawitischen Elitetruppen gegen die Opposition.
Wie viele Hisbollah-Kämpfer sind in Syrien?
Wir wissen keine exakten Angaben. Aber die Zahl der Begräbnisse von hochrangigen Hisbollah-Funktionären im Libanon steigt sprunghaft an. Und die Hisbollah sagt selber auf ihren Homepages, dass diese in Ausübung ihrer Jihad-Pflicht getötet worden sind.
Primär ist die Hisbollah aber nicht für Europa gefährlich, sondern schon für Israel?
Die Hisbollah ist ein Problem Europas. Dass Hisbollah für Israel gefährlich ist, ist ein sekundäres Problem. Aus der Sicht Israels ist es freilich ein großes Problem. Die Hisbollah hat zehntausende Raketen, mit denen sie fast jedes Ziel in Israel treffen können. Aber jetzt hat Hisbollah begonnen, überall auf der Welt israelische Touristen in die Luft zu sprengen. Wenn es der EU ernst damit ist, den Nahost-Friedensprozess zu stärken, kann man nicht die übersehen, die alles tun, um den Frieden zu unterminieren.
Sie sagen, die Hisbollah sammelt Spenden in Europa. Was für eine Rolle spielt Österreich? Findet das hier auch statt?
Das weiß ich nicht. Ich war früher im Geheimdienst-Milieu verankert, FBI, jetzt nicht mehr.
Wer sind diese Spender?
Das ist ein weites Spektrum. Nicht jeder, der spendet, ist ein Terrorist. Die Hisbollah wird von vielen, etwa Libanesen, rein als wohltätiger Verein gesehen.