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Für Weltmeister Deutschland ist es wohl nicht recht viel mehr als ein ganz gewöhnliches Freundschaftsspiel - für Österreich hingegen der fußballerische Prestigekampf schlechthin. Während sich unser "großer Bruder" viel lieber Derbys mit den Nachbarnationen Niederlande, Dänemark und Frankreich liefert oder die Rivalität mit dem Mutterland des Fußballs zelebriert, stellt Deutschland für Österreich den einzig verbliebenen Reibebaum auf internationaler Ebene dar, nachdem Ungarn schon vor Jahrzehnten in dieser Rolle abhandengekommen ist. Und weil dieses Mal mit Franco Foda ein Deutscher auf der rot-weiß-roten Trainerbank sitzt, der noch dazu mit vier Siegen in ebenso vielen Spielen gestartet ist, ist die Hoffnung besonders groß, den geliebt-verhassten Nachbarn endlich wieder einmal ein Bein zu stellen. Daher überschlägt sich der Boulevard dieser Tage wieder mit kühnen Wunderteam-Vergleichen, zumal bei einem Erfolg über Deutschland der Sieben-Siege-Rekord aus den 30er Jahren eingestellt wäre. Abgesehen davon, dass das W-Wort erst vor der Euro 2016 bemüht wurde, um danach rasch verräumt zu werden, muss die eben erst stabilisierte ÖFB-Auswahl nun diese Last der Geschichte unnötigerweise gegen den Weltmeister herumschleppen. Zumal ja über der Partie ohnedies das böse C-Wort schwirrt: Córdoba. Was manche schon nicht mehr hören können, hat aber nüchtern betrachtet seine Berechtigung - denn der bedeutungslose 3:2-Sieg bei der WM in Argentinien war halt das rot-weiß-rote Highlight in der Länderspielbilanz - nämlich einer von 8 Siegen bei 25 Niederlagen. Der letzte Punktegewinn passierte im Herbst 1992. Höchste Zeit also für neue Highlights.