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Kein Zurück mehr: AUA zur Tyrolean abgeflogen

Von Karl Leban

Wirtschaft

Neue Vorschläge des Bordbetriebsrats hätten Abschlagszahlung um 60 Millionen Euro verteuert.


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Wien. Bei der AUA gibt es kein Zurück mehr: Der Übergang ihres Flugbetriebes zur kostengünstigeren Tochter Tyrolean ist bereits in Stein gemeißelt. "Der Point of no return‘ ist da", heißt es in den Managementetagen der Austrian Airlines. Warum der Betriebsrat das AUA-Bordpersonal nun überhaupt noch über sein neues, vom Vorstand am Montag abgelehntes Verhandlungspaket abstimmen lässt, ist deshalb alles andere als einleuchtend.

Risiken birgt der Betriebsübergang (per 1. Juli) dennoch. Sollten zu viele der insgesamt 540 AUA-Piloten das Unternehmen verlassen, weil sie den Umstieg in schlechtere Verträge nicht wollen, könnte dies große Teile des Flugbetriebs für gewisse Zeit lahmlegen. Den Abgang von 110 bis 120 Piloten könnte die AUA freilich "ohne Probleme verkraften", sagen ihre Manager.

Selbst wenn sich alle 150 altgedienten Kapitäne, die bisher nach dem teuersten AUA-Kollektivvertrag (KV) bezahlt wurden, verabschieden, "können wir damit leben", heißt es. Detail am Rande: In diesem Fall müsste die Fluglinie bei Abfertigungen von bis zu 39 Monatsgehältern (bis zu 500.000 Euro) in Summe ungefähr 80 Millionen Euro lockermachen.

Bisher haben 43 Piloten von ihrem Sonderkündigungsrecht samt Abfertigung Gebrauch gemacht. Wie viele Piloten es am Ende tatsächlich sind, die gehen, ist laut AUA Ende Mai genau zu sagen. Die Abgänge sollen jedenfalls - je nachdem, wie stark sie ausfallen - durch den eigenen Personalüberhang (vor allem aufgrund der gerade laufenden Umflottung) und durch Piloten aus dem Mutterkonzern Lufthansa ersetzt werden. Auch an Neueinstellungen billigerer Piloten von außen ist gedacht.

Mit seinem modifizierten Verhandlungspaket ist der Bordbetriebsrat Anfang dieser Woche beim Vorstand abgeblitzt. Das hatte folgenden Grund: Was die Abschlagszahlungen für Pensionsprivilegien, bisherige Mehrstundenregelungen und automatische Gehaltsvorrückungen betrifft, wären diese für die AUA dem Vernehmen nach um etwa 60 Millionen Euro teurer gewesen als die mit 120 Millionen zuvor paktierten (die Ende April - wie berichtet - auf kein Wohlwollen der Belegschaft gestoßen waren).

Mit der Abschlagszahlung von 120 Millionen Euro hätten Kapitäne übrigens durchschnittlich 320.000 Euro kassiert, Kopiloten 190.000 Euro. Für die AUA war das bereits die Schmerzgrenze.

Zehn Prozent Passagierplus im April

Jetzt sind Verhandlungslösungen vom Tisch. Deshalb werden die Personalkosteneinsparungen von jährlich 45 Millionen Euro (30 Millionen vom Bordpersonal) ohne Zuckerl gestemmt - abgesehen von Abfindungen für Piloten, die gehen. Die Gehälter jener AUA-Piloten und -Flugbegleiter, die bleiben, sind ab 1. Juli eingefroren - so lange, bis es einen gültigen Konzern-KV gibt (doch dazu dürfte es heuer nicht mehr kommen).

Im April hat die AUA 985.000 Passagiere befördert, ein Plus von 9,9 Prozent im Jahresabstand. Mit 76,7 Prozent waren auch ihre Flugzeuge weit besser ausgelastet.