Zurückhaltung bei Einstellung älterer Arbeitnehmer. | Kündigungsschutz als mögliche Hürde. | Wien. Der Kündigungsschutz älterer Arbeitnehmer kann diesen selbst zum Verhängnis werden. Davon ist jedenfalls Manfred Prinz, Österreich-Chef der Computer Sciences Consulting und Vizepräsident des Verbands der Österreichischen Software Industrie, überzeugt. Bei einer Pressekonferenz am Donnerstag Abend forderte er eine Aufhebung des Kündigungsschutzes für über 45-jährige Arbeitnehmer sowie die Herabsetzung deren Mindestgehalts. Das ist für ihn der Schlüssel zu einer großzügigeren Einstellung älterer Arbeitnehmer.
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Zwar genießen diese keinen besonderen Kündigungsschutz wie etwa Mütter oder Behinderte, sie können jedoch eine Kündigung durch den Arbeitgeber wegen Sozialwidrigkeit vor Gericht bekämpfen. Dabei muss der Betroffene beweisen, dass ihm die Kündigung einen erheblichen Nachteil bringt oder eine besondere Verschlechterung seiner wirtschaftlichen Lage zur Folge hat.
"Beim Kündigungsschutz muss überdacht werden, ob er nicht schädlich ist", sagt Martin Gleitsmann, Leiter der Abteilung für Sozialpolitik in der Wirtschaftskammer Österreich (WKO), zur "Wiener Zeitung". Er weist allerdings darauf hin, dass dieser besondere Schutz zumindest für drei Jahre nicht gilt, wenn ein älterer Arbeitnehmer neu eingestellt wird. Damit soll Unternehmen die Angst genommen werden, dass diese einen älteren Mitarbeiter, mit dem sie nicht zufrieden sind, nicht mehr los werden.
Von EU-Ziel entfernt
Nichtsdestotrotz schaut die Jobsituation der über 55-Jährigen hierzulande schlecht aus. Laut Gleitsmann waren im Vorjahr nur 38,6 Prozent der 55- bis 64-Jährigen beschäftigt. Damit ist Österreich von der EU-Vorgabe, bis 2010 die Hälfte aller 55- bis 64-Jährigen in Beschäftigung zu halten, "weit entfernt".
Vor allem in der IT-Branche scheint man wenig begeistert von der Einstellung älterer Arbeitnehmer. Laut Maria Schwarz-Wölzl vom Zentrum für Soziale Innovation sind europaweit nur etwa 80 Prozent der IT-Fachkräfte weniger als 45 Jahre alt. Das liegt allerdings nicht daran, dass es zu wenige ältere Arbeitskräfte gibt, ganz im Gegenteil. Aufgrund der demografischen Entwicklung wird diese Gruppe ständig größer, während immer weniger Junge nachkommen. "Die demografische Entwicklung geht über alle Bereiche", sagt Gleitsmann. Angesichts dessen ist es erstaunlich, dass laut einer Manpower Studie von 2006 nur in 14 Prozent der Unternehmen eine Recruiting-Strategie gibt, die auf Ältere abzielt.
"Es gibt ein stereotypes Denken: Wenn Leute gesucht werden, denken Personalisten automatisch an Junge", erklärt Schwarz-Wölzl der "Wiener Zeitung". Hoffnung auf ein baldiges Umdenken hat sie nicht. Sie vergleicht das Thema ältere Arbeitnehmer mit der Gender-Thematik. Die Gleichstellung zwischen Mann und Frau im Arbeitsleben sei seit 25 Jahren in Diskussion, "und nichts tut sich". Schwarz-Wölzl glaubt auch, dass viele Betriebe gar nicht wissen, dass Altersdiskriminierung gesetzlich verboten ist.
Sie kritisiert, dass Unternehmen statt einen Umdenkprozess in den eigenen Reihen einzuleiten, Forderungen an die Politik stellen. Darin sieht sie nicht die Lösung des Problems.