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Keine Blum’ für untenrum

Von Christina Böck

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Nun weiß man also auch das. Die britische Königin beliebt bei Anproben ihrer Hof-Korsettiere halb bekleidet zu sein und meistens sind auch ihre Hunde dabei anwesend. In unserer geheimnislosen Zeit kann nicht einmal mehr die Unterwäsche der Queen ein Mysterium bleiben.

Darüber hat sich offenbar am meisten die Queen geärgert, denn sie hat nun ihre bisherige Chef-Lingeristin recht formlos von der Liste der Hoflieferanten gestrichen. June Kenton, Inhaberin des traditionsreichen Dessous-Unternehmens Rigby and Peller, hätte eben kein Buch schreiben dürfen, in dem sie aus dem Büstenhalter-Nähkästchen erzählt. Auch wenn der Titel des Buchs, "Storm in a D-Cup", schon einen seltenen Lichtblick in der Vorhölle des "Mein Leben als"-Buchgenres darstellt.

Es kann sein, dass die Queen auch ein bisschen überreagiert hat. Immerhin hat die Dame ja nichts bahnbrechend Intimes verraten. Dass sich sogar eine Königin halb ausziehen muss, um einen Busenhalter zu probieren, wird ja selbst den prüdesten Geistern einleuchten. Hoffentlich lässt sich Elizabeth II. durch diese betrübliche Episode nicht die Lust an ihrer neuen modischen Kessheit nehmen. Trug sie doch im Jahr 2017 fast ausschließlich Blumenkleider, dem jeweiligen Anlass entsprechend fröhlich-tropisch oder zurückhaltend-margeritig. Vielleicht mag es ihr ein Trost sein, dass es einer ihrer Vorgängerinnen betreffend Unterwäsche noch übler ergangen ist. Ein Slip von durchaus beachtlichem Umfang, den einst Königin Victoria getragen hatte, kam vor zwei Jahren zur Auktion. Und fand dann nicht einmal einen Käufer.