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Die 52. Viennale ist zu Ende, und mit ihr sickern gleich mehrere Erkenntnisse ins Bewusstsein aufmerksamer Wiener Spaziergänger. Aus dem Stadtbild ist das Festival nämlich nicht mehr wegzudenken, mit seinen (dieses Jahr) feuerroten Plakaten, den dekorierten Kinos und den Programmflyern. In dem fast zweiwöchigen Kinomarathon verpackte Festivalchef Hans Hurch so viele gute Filme, was man an der hohen Auslastung merkte - obwohl es durch den Wegfall des ehemaligen Stadtkinos am Schwarzenbergplatz einen größeren Saal weniger gab, den man bespielen konnte.
Besonders das Viennale-Flagschiffkino Gartenbau verzeichnete etliche restlos ausverkaufte Vorstellungen.
Aber ist diese Gier nach Filmkunst und anspruchsvollem Erzähl- und Dokumentarkino allein ein Verdienst der Viennale, die es geschickt versteht, mit klugem Marketing und Plastiktaschen aus Lkw-Planen den Hype zu entfachen? Sozusagen Bedarfsweckungswirtschaft zu betreiben? Ich behaupte: Nein. Die Viennale kann da gar nichts dafür, sie ist höchstens klug genug, dieses offensichtliche Grundbedürfnis an Kunst einmal pro Jahr ausgiebig zu stillen.
Doch wer übernimmt diese Aufgabe ab heute? Die Wiener Programmkinos - von Filmcasino über Votiv bis hin zum Stadtkino - machen ihre Sache exzellent, können den Bedarf aber nicht alleine decken. Die Multiplexe haben sich darauf zurückgezogen, nur mehr den Mist aus Übersee abzuspielen. Zu dumm, dass ihren Gästen damit das Kino verleidet wird. Sie haben damit gar keine Chance auf einen guten Film.