EU wartet auf Berichte für die Sicherheitschecks. | Österreich: Neustart rechtzeitig vor Ende März. | Brüssel. Mehr als einen Monat ist es inzwischen her, dass der Europäische Emissionshandel (ETS) am 19. Jänner wegen schwerer Hackerattacken vom Netz genommen wurde. Es handelt sich dabei um nicht weniger als das Flaggschiff der EU-Klimaschutzstrategie. Durch die laufende Verknappung der Emissionszertifikate soll die Industrie dazu bewegt werden, ihren Schadstoffausstoß sukzessive zurückzufahren. Doch bis heute, Mittwoch, sind die Handelsplattformen von 23 der 30 teilnehmenden Länder immer noch offline, darunter auch die österreichische.
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Sie haben es bisher nicht geschafft, die vor etwa vier Wochen neu eingeführten Mindestsicherheitsbestimmungen einzuführen. Dabei geht es laut Experten vor allem um ein mehrstufiges Anmeldesystem für die handelnden Firmen mit zeitlich begrenzt gültigen Codes - ähnlich wie beim Netbanking. So soll verhindert werden, dass Betrüger mit gestohlenen Zugangsdaten unkompliziert auf die Konten zugreifen können.
Denn bei einer konzertierten Aktion Krimineller gegen die Handelssysteme in Österreich, Griechenland, Tschechien, Polen und Estland waren im Jänner Emissionszertifikate im Wert von rund 28 Millionen Euro gestohlen und rasch weiterveräußert worden.
De facto kein Schaden
Ein Polizeisprecher hatte die Schadenhöhe in Österreich erst mit 7,5 Millionen Euro beziffert. Die zuständige Registrierstelle Ecra hatte dann aber erklärt, dass die Zertifikate bloß von einem Reservekonto der Republik entwendet worden, rasch lokalisiert und eingefroren worden seien. De facto hätte es also keinen Schaden gegeben, Kundenunternehmen seien nicht betroffen gewesen.
Gesperrt wurde schließlich nur der Spotmarkt, der etwa ein Fünftel des jährlich rund 80 Milliarden Euro schweren ETS ausmacht. Der Rest ist der Handel mit Terminkontrakten, der laut EU-Kommission bisher nicht beeinträchtigt worden sei. Dennoch fragt sich, wie lange der effektive Handel offenbar niemandem abgeht. Von der Ecra hieß es, der Bericht an die Kommission sei in Bearbeitung. Das werde noch ein paar Tage dauern. Abgerechnet würden die Zertifikate für das Vorjahr aber erst Ende März. Der Handel werde "rechtzeitig" davor wieder geöffnet, damit Unternehmen bei Bedarf noch kaufen und verkaufen könnten.
Auch in der Kommission gibt es keine Hektik: Immerhin machten Deutschland, Frankreich, Großbritannien, die Niederlande und die Slowakei, die seit drei Wochen wieder online sind, 56 Prozent des Handels am Spotmarkt aus. Heute, Mittwoch, sollen am Abend drei weitere Länder wieder ans Netz gehen, die nach Prüfung ihrer Berichte durch die Kommission zugelassen werden.
Dass der EU-Emissionshandel durch die bereits mehr als einen Monat dauernde Panne an Reputation und Glaubwürdigkeit eingebüßt haben könnte, wird von der EU-Kommission verneint.