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"Keine Insel der Seligen"

Von Katharina Schmidt

Politik

Hauptschule in Haid (OÖ) ist erste | Projekt für ein besseres Schulklima. | Nach einmonatiger Suche ist es nun endlich so weit: Mit der Hauptschule Haid 2 in Oberösterreich steht der erste Gewinner der WZ-Aktion "Schule des Monats" fest.


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Den Ausschlag für den Sieg gab das Projekt "Schulklima Plus" in Haid, in dessen Rahmen schulinterne Mediation eingeführt wurde. Zudem wurden Innenhof und Klassenräume neu gestaltet. Auch gilt in Haid die Devise "Groß hilft Klein": Schüler der vierten Klassen führen zu Schulbeginn die Neuankömmlinge durch das Gebäude und beantworten ihre Fragen.

Initiatorin Sonja Ablinger erklärt, wie es zu dem Projekt gekommen ist: "2003 hatten wir einige schwierige Schüler. Es herrschte ein angespanntes Klima, und wir standen vor der Entscheidung, entweder mit den Kindern eine Lösung zu finden oder hart durchzugreifen." Man entschied sich für Ersteres und startete eine Schülerbefragung. Die Kinder konnten zum Schulklima Stellung nehmen und sich neue Angebote an der Schule wünschen.

Daraus wurden verschiedene Einzelprojekte entwickelt, an denen sich die Schüler mit Feuereifer beteiligten. So meldeten sich etwa 24 Schüler zur Mediation an und wurden von Ablinger zu Streitschlichtern ausgebildet. Ihre Aufgabe ist es, zwischen den gegnerischen Parteien zu vermitteln, eine Lösung müssen die Parteien selbst finden.

Vertraglich gesichert

Dann wird ein Vertrag abgeschlossen, eine Woche später gibt es wieder ein Gespräch, bei dem der Erfolg der Mediation überprüft wird. Rund 30 Prozent der Schüler nehmen laut Ablinger die Hilfe der Mediatoren in Anspruch, denn "kleine Kabbeleien können die Kinder selbst besser lösen als die Lehrer". Davon ist auch Franz Kittel (14) überzeugt: Zwar gebe es immer wieder Auseinandersetzungen, "aber die regeln wir schon", meint er zuversichtlich.

Für Direktorin Theresia Lauß stellt eine Besonderheit der Schule, das an die Hauptschule angeschlossene Polytechnikum, die "größte Herausforderung" dar: Dort kommen die Schüler aus fünf Hauptschulen im Bezirk Ansfelden nach Haid - Streitereien seien vorprogrammiert. Abhilfe schaffen Kennenlerntage am Anfang des Schuljahres, die im vergangenen September zum ersten Mal stattgefunden haben: Die Kinder unternehmen gemeinsame Ausflüge und müssen Aufgaben erledigen, die ihren Teamgeist fördern. Die Lehrer beobachten, wer mit wem auskommt, erst dann werden die Klassen eingeteilt. Dadurch seien Schulklima und Noten heuer besser als in den Jahren zuvor, so Lauß.

Davon ist auch der Obmann des Elternvereins, Alfred Bachl, überzeugt. "Die Kinder gehen mit viel mehr Freude in die Schule als früher, der Umgangston ist bedeutend weniger rau", so Bachl, der sich wie viele der Eltern tatkräftig an den Projekten beteiligt hat. Die benötigten Materialien wurden vom Elternverein, Firmen und der Stadtgemeinde Ansfelden finanziert.

Sportlicher Ausgleich

Eine weitere Besonderheit in Haid ist das erhöhte Sportangebot von acht Stunden in jeweils einer Jahrgangs-Klasse. Laut Sportlehrer Dietmar Köck wirkt sich dies positiv auf die Lernausdauer der Schüler aus. Bei aller Rücksicht auf die Bedürfnisse der Kinder darf eben auch Disziplin nicht zu kurz kommen: Die Lehrer achten alle paar Wochen schwerpunktmäßig auf bestimmtes Verhalten, etwa Höflichkeit.

Friedenstag im April

Auf die Frage der "Wiener Zeitung", was sie anderen Schulen empfehlen könnte, meint Ablinger: "Wir sind keine Insel der Seligen, aber dadurch, dass sich die Kinder angenommen fühlen, fangen wir viele Konflikte ab." Fertige Lösungen biete das Projekt nicht, aber "wir haben uns auf den Weg gemacht". Ein weiterer Schritt auf diesem Weg ist der "Friedenstag" im April, bei dem unter anderem eine Schulverfassung ausgearbeitet werden soll.