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Es brodelt schon wieder in Sotschi, und das nicht einmal wegen Sotschi, wegen der unfassbaren Geldverschwendung im Rahmen der Olympischen Spiele 2014 oder der Politik von Wladimir Putin. Vielmehr ließ bei der Eröffnung des Kongresses von Sport-Accord, der Vereinigung aller internationalen Sportverbände, dessen Präsident Marius Vizer aufhorchen, als er den Chef des Internationalen Olympischen Komitees IOC, Thomas Bach, attackierte. "Das IOC-System ist abgelaufen, veraltet, falsch, unfair und überhaupt nicht transparent", erklärte Vizer, ein Rumäne mit österreichischem Pass und einem Naheverhältnis zu Putin. Konkret warf er Bach Einmischung in die Autonomie von Sportorganisationen, Blockieren von Multi-Sport-Veranstaltungen, Reformunfähigkeit und Geldverschwendung vor. Natürlich entbehren einige dieser Punkte nicht gänzlich einer Grundlage. Angesichts der Geschichte von Vizer, der sein Vermögen mit Geschäften machte, für die sich einst auch Staatsanwaltschaften interessierten - ohne dass es jedoch zu einer Anklage gekommen wäre -, und der sein Amt Putin und dem sportpolitisch nicht minder einflussreichen kuwaitischen Scheich Ahmad al-Sabah verdankte, muss man sich aber fragen, ob sein Hauptaugenmerk ausschließlich auf dem Wohl des Sports liegt. Tatsächlich erwies sich die Attacke vorerst als Eigentor: 15 internationale Sportverbände, darunter Kaliber wie der Fußball-Weltverband, sprachen Bach ihre Unterstützung aus; die Leichtathleten und die Schützen stiegen gleich aus Sport-Accord aus. Mit dem IOC, das eine nicht unbeträchtliche Summe an Geld verteilt, will man es sich dann halt doch nicht verscherzen. Die Strippenzieher im Hintergrund, Putin und der kuwaitische Scheich, die auch als Unterstützer Bachs bei dessen Wahl galten, sind angeschlagen, die Sportwelt ist alles andere als geeint. Wäre das anders, könnte man vielleicht ja über weitere Verbesserungsmöglichkeiten diskutieren. So aber ist es ein fatales Signal, das aus Sotschi gesendet wird.