London - "Das Desinteresse junger Leute an der Parteipolitik bedroht den Lebenssaft unserer Demokratie." Mit drastischen Worten beklagt David Triesman, Generalsekretär der britischen Labour Party, die Politikverdrossenheit der englischen Jugend.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 22 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Hintergrund des Stoßseufzers: Der Mitgliederstand bei Labour ist im letzten Jahr um satte 10 Prozent auf 280.000 Parteigänger gefallen - noch 1997 organisierten sich 401.000 Engländer bei den britischen Sozialdemokraten. Man habe zur Zeit die größten Schwierigkeiten, junge Wähler zu mobilisieren, gibt Triesman laut einem Bericht der britischen Tageszeitung "Guardian" unumwunden zu.
Gleich drei Arbeitsgruppen sollen sich jetzt des Phänomens annehmen. Der Labour-General hat schon jetzt einige Ursachen für den Mitgliederschwund ausmachen können: So habe man alle Mitglieder, die ihre Beiträge länger als fünf Monate nicht bezahlt hätten, aus der Kartei gestrichen - 13.000 Mitglieder seien auf diese Weise verloren gegangen. Dass der Altersdurchschnitt bei Labour-Parteigängern bei 45 Jahren liegt, sieht der Politiker im Zeitgeist begründet: "Es gibt keine soziale Organisation in diesem Land, die keine Rekrutierungsprobleme bei Jüngeren hätte".
Irritierend aber, dass Organisationen wie etwa der "Königliche Vogelschutzverband" durchaus in der Lage sind, junge Leute in vermehrter Zahl anzusprechen. Zeit also, Umdenkprozesse in die Wege zu leiten: "Wir in der Politik müssen einfach umfassender auf die Menschen eingehen, auf das, was sie als wichtig erachten und prüfen, inwieweit wir als Partei damit korrespondieren", so Triesman.