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Keine Mittel für Osteuropa-Forschung

Von Michael Schmölzer

Europaarchiv

Ost-Südosteuropainstitut aufgelöst. | Wien. Das Österreichische Ost-Südosteuropainstitut (OSI) wird knapp 50 Jahre nach seiner Gründung aufgelöst. Der Grund: Das Wissenschaftsministerium stellt als wichtigster Subventionsgeber seine Zahlungen ein. Es habe von Seiten des Ministeriums geheißen, man würde anderen Einrichtungen Geld wegnehmen, heißt es aus informierten Kreisen. Auch ist der Vorwurf zu hören, es fehle an "politischem Willen", die Existenz des Instituts zu sichern.


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Die öffentliche Hand habe zuletzt nur noch ein Viertel bis ein Drittel der Kosten übernehmen wollen, präzisiert OSI-Präsident Arnold Suppan gegenüber der "Wiener Zeitung". Die restlichen Mittel hätten nach Vorstellung der Beamten "anderswertig eingeworben" werden sollen. "Für uns ein Ding der Unmöglichkeit", klagt Suppan.

Die drei OSI-Projekte "Atlas OstSüdosteuropa", "Ministerratsprotokolle der österreichisch-ungarischen Monarchie" und "Außenpolitische Dokumente der Republik Österreich" können vorläufig fortgeführt werden. Die vom Institut angebotenen Sprachkurse, eine wissenschaftliche Publikationsreihe und die Zeitschrift "Österreichische Osthefte" gehören zu den Feldern, die mit dem Jahr 2007 eingestellt werden. Der 40.000 Bände umfassende Bibliotheksbestand des Instituts wird in das Außenministerium verlagert. Unklar ist, inwieweit die Bücher dort einer Öffentlichkeit zugänglich sein werden.

"EU handelt dumm"

Alle Initiativen, das traditionsreiche Institut zu retten, sind gescheitert. Es konnte nicht in die Akademie der Wissenschaften eingegliedert werden, auch haben sich die Hoffnungen auf EU-Gelder letztlich zerschlagen. Zwar qualifizierte sich das OSI zuletzt für ein von der EU gefördertes Projekt, doch hätte das Institut die Kosten selbst vorschießen müssen - was die finanziellen Möglichkeiten des OSI überstieg.

Suppan übt in diesem Zusammenhang ganz allgemein Kritik an der EU-Forschungspolitik. "Brüssel macht viel zu wenig für Geisteswissenschaften", so der Historiker. Denn durch geisteswissenschaftliche Forschung würden Ressentiments abgebaut, wie sie etwa gegen die künftigen EU-Mitglieder Bulgarien und Rumänien bestünden. "Hier ist die EU dumm." Die Auflösung des OSI hinterlasse "eine Lücke", die "nicht so schnell zu schließen" sein werde.