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Keine perfekte Erfolgsgeschichte

Von Verena Franke

Wissen

Anlässlich des zehnten Jubiläums der Fachhochschulen (FH) überdenken der Verein Österreichische Fachhochschul-Konferenz (FHK), die Industriellenvereinigung wie auch die 3s Unternehmensberatung die Situation der FH und erörtern deren Stellenwert innerhalb des österreichischen Hochschulsektors.


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"Der FH-Sektor hat sich in Zahlen sehr positiv und plangemäß entwickelt. Dies trifft weitestgehend auch auf die qualitative Entwicklung zu." Zu diesem Schluss kommt Bildungsforscher und Unternehmensberater Jörg Markowitsch, Geschäftsführer der auf das Thema "Bildung" spezialisierten 3s Unternehmensberatung.

Kernziele wurden erreicht

Viele der Kernziele des FH-Sektors wurden laut Markowitsch erreicht oder sogar übertroffen: der Abbau regionaler Disparitäten - also die Ansiedlung in Regionen, die mit Hochschulangeboten unterversorgt sind -, ferner die Einführung eines Qualitätssicherungssystems, die stärkere Berufs- und Praxisorientierung, sowie auch die Schaffung von Hochschulangeboten für Berufstätige und die Einführung neuer Trägerinstitutionen von Hochschulangeboten.

Schwer behebbare Probleme

Einige Vorhaben des Gründungsjahrgangs 1994/95 wurden, so Markowitsch, noch nicht erfüllt. So hinke der Anteil der privaten Finanzierungen (bei höchstens 5 Prozent anstatt der erstrebten 10 Prozent) hinterher, und auch die geplante Anzahl der Studierenden ohne Matura sei nicht erreicht worden. "Diese Problemfelder sind nur schwer behebbar, da sie nicht ausschließlich im Einflussbereich der Fachhochschulen liegen, sondern auf tieferliegende strukturelle und kulturelle Bedingungen zurückzuführen sind", so Markowitsch.

Künftige Entwicklungsarbeit erfordert laut Markowitsch, auch die Internationalisierung des gesamten Bildungssektors wie etwa die Umstellung auf Bakkalaureats- und Magister-Studienlehrgänge.

Ab Herbst diesen Jahres werden rund 80 FH-Studiengänge ihr Angebot auf ein neu gestuftes System - Studierende erwerben eine entsprechende Anzahl an Credit Points mit dem European Credit Transfer System ECTS - mit Bakkalaureats- und Magister-Studienlehrgängen umstellen.

Die Anzahl der Studierenden an den Fachhochschulen pro Jahr und Studienlehrgang ist beschränkt, und aus diesem Grund ist ein Aufnahmeverfahren vorgesehen. Die Studienzeit beträgt für Diplomstudiengänge acht bis zehn Semester, für Bakkalaureat-Studiengänge sechs Semester und für daran anschließende FH-Magister-Studiengänge zwei bis vier Semester mit Gebühren bis zu rund 360 Euro.

Kritische Studentenzahl

Derzeit besuchen rund 20.600 Studenten einen der 144 FH-Studiengänge. "Wir haben jetzt eine kritische Größe erreicht. Es gilt nun, sich verstärkt der inhaltlichen Weiterentwicklung und Positionierung der Fachhochschulen im Hochschulsektor zu widmen" ist Werner Jungwirth, FHK-Präsident, überzeugt. Das Bildungsministerium will demnächst den neuen FH-Entwicklungsplan für die Studienjahre 2005/06 bis 2009/10 vorlegen. Bundesministerin Elisabeth Gehrer sprach vergangenen Herbst davon, bis zum Jahr 2010 die Zahl von 30.000 FH-Studenten erreichen zu wollen. Bundeskanzler Wolfgang Schüssel nannte vor einer Woche in der "ORF-Pressestunde" die Zahl von 33.000 Studierenden.

Lebenslanges Lernen als Ziel

Die wesentlichen FH-Ziele sind der Ausbau von Weiterbildungsaktivitäten in Abstimmung und enger Zusammenarbeit mit Unternehmen unter dem Stichwort "Lebenslanges Lernen", ein Vorantreiben

der Internationalisierung, die Transparenz und Straffung des Studienangebots sowie eine höhere Flexibilität der FH-Finanzierung.

Aber die Fachhochschulen haben auch mit einem für sie neuen Problem zu kämpfen: Ende Februar waren rund 400 FH-Akademiker arbeitslos gemeldet. Das entspricht einem Anstieg von etwa 50 Prozent gegenüber 2003.