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Stefan Kraft war nicht der Erste und wird nicht der Letzte gewesen sein. Nämlich derjenige Skispringer, der aus heiterem Himmel buchstäblich abstürzt und keine Erklärung für das plötzliche Formtief finden kann. Der Doppelweltmeister, Weltcupsieger und Skiflug-Weltrekordler der vergangenen Saison, der zur Halbzeit des Vierschanzentournee-Auftaktes in Oberstdorf noch die Spitzenposition innehatte, findet sich nach seinem verhauten Neujahrssprung in Garmisch-Partenkirchen plötzlich im chancenlosen Niemandsland der Tourneewertung und der Springerszene wieder. Und grübelt. Wie es denn sein kann, dass man Tage davor bei einem Trainingslehrgang ebendort auf der Olympiaschanze noch alle und alles in Grund und Boden gesprungen hatte und nun gegen einen Jungspund namens Ziga Jelar unterlegen war. Womit er an den Grundfesten der Sportart Skispringen rüttelt, die eben die besondere Eigenheit aufweist, dass man weder weiß, warum genau man plötzlich seriensiegt, noch erklären kann, wieso es plötzlich nicht mehr so läuft und fliegt. Womit dann, wenn Material, Technik und Wind keine Erklärung liefern, einer übrigbleibt: der Kopf.
So sieht es auch diesmal Trainer Heinz Kuttin, der seinen Schützling als Opfer des enormen Druckes aufgrund der schwachen übrigen ÖSV-Adler-Truppe vermutet. Womit aufgrund der Wurzel der Misere nicht erwartet werden darf, dass mit einem guten Sprung der Kopf durchgeblasen wird und Kraft wieder Flügel wachsen. Im Gegenteil: Vor Heimpublikum in Innsbruck und Bischofshofen ist der Druck noch viel, viel größer.