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Keine Ruhe nach dem Sturm

Von Bernhard Baumgartner

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Am Donnerstag ist es so weit: Mit der Bestellung von vier Direktoren und neun Landesdirektoren komplettiert der ORF seine Geschäftsführung. Somit kann nach einem ganzen Jahr Wahlkampf im ORF endlich wieder mehr Augenmerk auf die sachliche Ebene gelegt werden. Natürlich ist das Zustandekommen der Geschäftsführung immer ein Kompromiss aus vielen Faktoren, wobei die ideale fachliche Qualifikation bekannter Maßen nicht immer an allererster Stelle steht, um es einmal höflich zu formulieren. Was bis jetzt bekannt ist, stehen die Zeichen eher auf Kontinuität denn auf radikalen Reformen. Dabei wäre es wichtig, im ORF endlich mutige Schritte in Richtung einer konsequenten Bearbeitung des digitalen Marktes zu setzen. Dass die Streamingdienste wie Netflix und Amazon Prime in den letzten beiden Jahren das lineare Fernsehen praktisch kampflos in schwere Bedrängnis bringen konnten, ist auch der systemimmanenten Trägheit von Anstalten wie dem ORF geschuldet. Jeder Sender, der wie ORFeins sein tragendes Programm-Gerüst auf Serien gebaut hat, ist davon in einem Ausmaß betroffen, das noch vor zwei Jahren niemand für möglich gehalten hat. Und dennoch wird mancherorts noch immer so getan, als wäre alles bestens und als müsse man den ohnehin von selbst üppig vorhandenen Kuchen nur regelmäßig neu verteilen. Indessen streamt das jüngere Publikum seine Serien längst werbefrei, und zwar in einer Dimension, die das klassische Fernsehen praktisch seines Geschäftsmodells entledigt. Zum Feiern und Schulterklopfen bleibt daher absolut keine Zeit.