Wie trägt man hohe Stöckelschuhe und sieht trotzdem noch elegant dabei aus? Die "Talons Academy" in Paris gibt Kurse für stilvolles Staksen auf High Heels.
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Acht Zentimeter genügen, mich völlig aus der Balance zu bringen. Meine Knie zittern, die Knöchel wackeln, ich fühle mich wie auf einem wankenden Schiff. Das Schiff bin ich allerdings selbst und Ursache für meine Seenot sind diese Schuhabsätze: acht Zentimeter lang, dünn wie Bleistifte. Ich wollte elegant aussehen. Ein Blick in den Spiegel verrät mir: Das Gegenteil ist der Fall. Eine echte Wackel-Kandidatin.
Alles kann man lernen. Soeben bin ich in die neuen schwarz-glitzernden Stilettos geschlüpft. "Du wirst sehen, das kann man lernen", beruhigt mich Marine. Gemeinsam mit ihrer Freundin Eugénie hat sie vor wenigen Monaten die erste "Talons Academy" in Paris gegründet. Diese "Absatz-Akademie" bietet Kurse, um den stilvollen Gang auf hohen Absätzen zu lernen. Sie verspricht Hilfe für Frauen, "die vor einem Paar High Heels erschauern vor Extase und … Angst". Da fühle ich mich angesprochen.
Ihr eigener Schuh-Tick brachte die jungen Französinnen auf diese Geschäftsidee. "Wir hatten Dutzende Paare im Schrank, aber konnten nicht damit laufen." Offenbar geht es anderen ähnlich: Frauen vom Teenager- bis zum Seniorenalter nutzen die High-Heel-Kurse - und nun auch ich. Die Veranstaltung "Tee, Absätze und roter Teppich" findet in einem Pariser Café statt. Die einzigen Café-Gäste an diesem Nachmittag sind zwei Herren, die sich kaum auf ihr Gespräch konzentrieren können angesichts all der aufgekratzten Damen in Pumps, Stiefeln und Stilettos. "Achtung, ich falle gleich um", kreischt Alice. Die Absätze ihrer schwarzen Pumps sind dünn wie Stecknadeln.
Üben, üben, üben. Es ist kein Zufall, dass diese Akademie zum Laufen-Lernen ausgerechnet in Paris entstanden ist. Die französische Metropole ist berüchtigt für ihre Gullys, Kopfsteinpflaster und Hundehaufen, wie auch für Mode, Chic und Glamour. Hauptstädterinnen haben einen Ruf als "Femmes fatales" zu verteidigen. Kein leichtes Los, meint Christine: "Ich bin zwar in Paris geboren, aber nicht mit Stöckelschuhen an den Füßen." Die Schuhe, die die 34-Jährige dabei hat, waren ein "Lustkauf", sind aber fast ungetragen. "Heute bekommen sie ihre letzte Chance."
Jetzt ist Evgelinas Fachwissen gefragt. Die 28-Jährige ist professionelles Mannequin mit schier endlosen Beinen - auch dank der Schuhe mit zehn Zentimetern Absatzhöhe. Die gebürtige Russin selbst hat auf einer Model-Schule gelernt, auf solchen Stelzen zu gehen. "Der Trick lautet: üben, üben, üben."
Also los. Eugénie wirft fetzige Musik an und eine Videokamera, auf der sie unser Schaulaufen aufnimmt, um später die Fehler zu analysieren. Wie bei einem Mode-Défilé staksen wir den Laufsteg entlang, immer einer imaginären Linie nach, immer nahe am Lachanfall und immer unter dem prüfenden Blick unserer Trainerin. Alice klackert allzu lärmend über den Laufsteg, Nicole ist zu steif in den Knien. Auch ich habe einen Schwachpunkt. "Der Sinn ist es nicht, mit den Hüften zu wackeln", ruft mir Evgelina zu. Ach so.
"Schon viel femininer", lobt sie bei der nächsten Runde. Bloß keine zu scharfe Kritik, es soll ja Spaß machen - und das tut es spätestens, als uns Marine und Eugénie mit Feder-Boas und Glitzer-Handtäschchen ausstatten und Filmszenen mit Vorbildern einblenden: Audrey Hepburn schwebt wie eine Gazelle auf hohen Absätzen durch Paris, die Schuh-Fetischistin Carrie aus der US-Kultserie "Sex and the City" flaniert auf schwindelerregenden Stilettos durch New York.
Wir sind nicht Audrey und Carrie, das zeigen unsere Video-Aufnahmen, aber wir können ihnen ähnlich werden. Mit ein bisschen Übung und einem letzten Ratschlag von Evgelina: Beim Schuhkauf nicht nur aufs Herz hören - sondern auch auf die Füße, um einigermaßen stabil zu stehen. Und dann schickt sie uns hinaus. Ganz Paris ist unser Laufsteg.
Die "Talons Academy" in Paris bietet Kurse um 15 Euro zu verschiedenen Themen an. Organisatorinnen und Leiterinnen sprechen auch englisch.
www.talonsacademy.fr
Tipps vom Profi
+++ Beim Schuhkauf: Darauf achten, dass die Schuhe nicht (allzu sehr) drücken und einen stabilen Halt bieten. Zur Not die Schuhe mit Einlagen bequemer machen.
Zu Beginn die Füße nicht mit zu hohen und dünnen Absätzen überfordern. Erst nach und nach die Absatzhöhe steigern.
Hochhakige Schuhe nicht nur bei besonderen Gelegenheiten tragen, sondern auch zwischendurch, zum Beispiel für den schnellen Gang zum Bäcker. Das gewöhnt die Füße daran.
Zuhause vor dem Spiegel üben, dabei auf und ab gehen und immer einer imaginären geraden Linie folgen.
Nicht verkrampft dreinschauen, sondern lächeln!
Immer ein Paar bequeme Ballerinas zum Wechseln in der Handtasche mitnehmen.
Nicht versuchen, mit High Heels ebenso schnell zu gehen wie mit flachen Schuhen.
Füße mindestens einmal pro Woche massieren.