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Keine Scheu vor Klischees

Von Peter Kantor, Aichi

Wirtschaft

Musik, Mozart, Wien, Salzburg, Sacher, Sisi und vielleicht noch Sound of Music: Seit Jahren halten sich die spontanen Assoziationen der Japaner mit Österreich in engen Grenzen. Volker Jaindl, Japan-Chef von Wien-Tourismus und Österreich-Werbung in Personalunion, stört das nicht: "Wir sollten keine Scheu haben vor diesen Klischees und sie einfach als emotionalen Anknüpfungspunkt akzeptieren", meint er.


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Jaindl weiss wovon er spricht, ist er doch schon seit 18 Jahren im Land und kennt japanische Beharrlichkeit wie kaum ein anderer Österreicher. Bei klassischer Musik sei Wien für Japaner unangefochtene weltweite Nummer 1, jetzt noch mehr, seit Seiji Ozawa Chefdirigent der in ihren Augen weltbesten Oper, der Staatsoper Wien, geworden sei. Eine Besetzung, die viele Japaner als nationale Auszeichnung empfinden.

Neben der Musik punkte Österreich bei den Gästen aus dem Land der aufgehenden Sonne mit sonnigem Gemüt und Charme, so Jaindl im Gespräch mit der "Wiener Zeitung" am Rand der Expo 2005 im japanischen Aichi. Die österreichische Gastfreundlichkeit werde weit über jener anderer Länder gestellt.

"Neu ist, dass die Japaner zunehmend auch Österreich als Wanderland entdecken", freut sich Jaindl. Bisher sei fast ausschließlich die Schweiz als alpine Destination genützt worden, vom auch in Japan zunehmend aktuellen Trend zum Hiking profitiere nun auch Österreich. Ungeachtet dessen dominiert nach wie vor der Städtetourismus, vor allem der Wien-Tourismus mit rund 60% der Nächtigungszahlen. An zweiter Stelle in der Beliebtheit liegt Salzburg und das Salzkammergut, gefolgt von Tirol (vor allem Lech und Seefeld).

Zahl der Gäste nimmt zu

In den Jahren 2002 und 2003 ist die Zahl der japanischen Gäste, etwa aufgrund von SARS zurückgegangen. Das haben wir im Vorjahr aber bereits aufholen können. Für heuer ist Jaindl schon nach wenigen Monaten Geschäft optimistisch. Er komme gerade von einem Treffen mit Reisepartnern in Nagoya zurück, wo Monodestinationstouren nach Österreich fixiert werden konnten: "Jetzt können wir für 2005 mit einer um rund 10% auf über 300.000 wachsenden Gästezahl rechnen", freut sich Jaindl. Noch wichtiger sei aber, dass die Nächtigungszahlen heuer auf über 600.000 steigen dürften. "Da wird dass Geld fließen, denn wenn die Japaner über Nacht bleiben, geben sie natürlich viel mehr aus."

An Zielrichtungen in den Aktivitäten von Wien-Tourismus und Österreich-Werbung nennt Jaindl vor allem zwei: "In Japan werden nach wie vor über 90% der Reisen nach Österreich über Reisebüros gebucht. Wir veranstalten laufend Workshops und Schulungen, sitzen den Reisveranstaltern praktisch dauernd auf dem Schoß."

Senioren und Frauen

Zum anderen wird gerade die jährliche große Publikumskampagne forciert. Der Schwerpunkt liegt heuer bei Frauen zwischen 35 und 45 mit einer Ausweitung auf die Senioren. "Heiraten ist für japanische Frauen heutzutage viel weniger selbstverständlich. Sie sind selbständiger, viel unterwegs und wollen etwa wissen, wie man chic in Wien ausgeht", meint Jaindl. Einstweilen sei aber der Großteil der 300.000 japanischen Gäste in Österreich über 60 Jahre alt, gibt er zu. Das liege vor allem daran, dass man für Österreich bzw. Europa Zeit und Geld brauche und junge Leute hätten von beidem viel wenig.