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"Keine Stelle frei"

Von WZ-Korrespondent Peter Nonnenmacher

Politik

Donald Trump wünscht sich Nigel Farage als britischen Botschafter in Washington. Die Briten sind bestürzt - Theresa May winkt ab.


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London. Orthodox sind Donald Trumps Methoden im Kampf ums Weiße Haus ja nie gewesen. Nun, da er zur Übernahme der Präsidentschaft rüstet, scheren ihn diplomatische Gepflogenheiten offenbar gar nicht mehr. Bestürzung löste Trump jedenfalls am Dienstag in London mit dem Vorschlag aus, London solle Nigel Farage zum britischen Botschafter in Washington machen. "Viele Leute" würden das gern sehen, formulierte Trump seinen Wunsch.

So perplex war man in der Downing Street No. 10, dass Premierministerin Theresa May unmittelbar erklären ließ, in der Washingtoner Vertretung sei "gar keine Stelle" frei, Großbritannien verfüge bereits über einen ausgezeichneten Botschafter in Washington. Sir Christopher Meyer, ein britischer Missionschef in den USA, meinte kopfschüttelnd: "Wir können doch nicht fremde Präsidenten darüber entscheiden lassen, wer unser Botschafter sein soll."

Dass Trump May außerdem einen Oppositionspolitiker - und ausgerechnet diesen - empfahl, macht die Sache nur noch peinlicher. May hatte schon darunter gelitten, dass Trump sie im Gratulationsreigen zehn Telefonate lang warten ließ. Schließlich musste sie neiderfüllt mitansehen, wie Farage, ein langjähriger Ukip-Vorsitzender, Trump-Bewunderer und williger Wahlhelfer, sich als erster britischer Gast nach der Wahl bei Trump einfand und von diesem nun lautstark gepriesen wurde.

Allianz mit Hindernissen

Dabei hatte May vor ein paar Tagen noch betont, in der "besonderen Beziehung" zwischen London und Washington, also zwischen ihr und Trump, brauche es keinen "Dritten im Bunde". Auf die von Farage angebotenen Mittlerdienste verzichte sie gern.

Zum Wochenbeginn hatte sie signalisiert, dass sie plane, den künftigen US-Präsidenten gleich nach dessen Amtseinführung zu besuchen und ihn auf den Sommer hin zu einem Staatsbesuch einzuladen. Ein Bankett in Windsor Castle sollte dem großen Verbündeten Glanz und Glorie der "special relationship" nahebringen. Immerhin hatte Trump ja einmal bekannt, dass seine aus Schottland stammende Mutter "vor Freude platzen würde, wenn sie wüsste, dass ich mich mit der Königin treffe". Bei seinem kurzen Telefongespräch mit May trug Trump dieser auf, der Queen "beste Wünsche" auszurichten.

Dass May die "Wunderwaffe" der Krone auch politisch hilft, ist freilich nicht garantiert. Denn mit dem Ex-Börsenmakler, cleveren Nationalisten und Zuwanderungs-Gegner Farage verbindet Trump eine Menge. Farage findet sowieso, dass Trump "voll guter Ideen" ist. Trump wiederum glaubt, dass ihm Farage zum Beispiel im Kampf gegen Windräder nützlich sein könnte, die direkt vor seinem Luxus-Golfplatz nahe Aberdeen in Schottland errichtet werden sollen und die er dort nicht haben will. Für Farage ist bereits ein Ehrenplatz bei Trumps Amtseinführungszeremonie im Januar reserviert.