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Keine Sternstunden des Polit-TV-Journalismus

Von Wolfgang Zaunbauer

Analysen

Fadesse im ORF Kärnten, Einseitigkeit im ORF NÖ, Oligarchen-TV auf Puls4.


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Eines muss man schon sagen: Am Wochenende haben sich die Kollegen vom Fernsehen nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Beginnen wir mit der Kärntner Elefantenrunde vom Sonntagmittag auf ORF2. Eine Diskussionsrunde mit sechs Diskutanten kann man sich ersparen, wenn die geladenen Politiker dieselben Gemeinplätze wie seit Wochen von sich geben - was unter anderem daran liegt, dass dem Moderator keine fantasievolleren Fragen einfallen.

Da hört man von Stronach-Kandidat Gerhard Köfer zum x-ten Mal, dass er für niemanden den "Steigbügelhalter" macht und in keine Koalition will. Wenn Landeshauptmann Dörfler angesichts dessen, dass alle anderen ihn nicht zum Landeshauptmann wählen wollen, erklärt, "wir wollen eine Koalition mit dem Wähler", dann wird dieser Satz in einem Printinterview aus Platzgründen gestrichen - im TV geht das schlecht.

Keine neuen Erkenntnisse brachte auch die niederösterreichische Elefantenrunde. Hier fehlte Frank Stronach, weil seiner Meinung nach nur gebrüllt werde. Weit gefehlt. Für eine Wahldebatte verlief das Ganze äußerst gesittet.

Der ORF zeigte sich über rund 203.000 Zuschauer - 16 Prozent Marktanteil - zufrieden. Allerdings sahen dadurch 203.000 Zuseher eine ORF-Leistung, die alles andere als zufriedenstellend war. Nicht nur, dass Landeshauptmann Erwin Pröll (13 Minuten 15 Sekunden) fast fünf Minuten Redezeit mehr gewährt wurde als seinen Kontrahenten von SPÖ, Josef Leitner, und FPÖ, Barbara Rosenkranz, und fast acht Minuten mehr als der Grünen Madeleine Petrovic. Auch dass Leitner bei seinem Schlussstatement von einer dauerschwenkenden Kamera in Totalaufnahme gefilmt wurde, während Pröll bei seinem Schlusswort ein astreines Close-up bekam, gab Vorwürfen über Hofberichterstattung durch das NÖ-Landesstudio neue Nahrung.

Stronach-Festspiele

Stronach war - wie erwähnt - der Diskussionsrunde ferngeblieben. Stattdessen gab er Puls4 ein beachtliches Interview. Beachtlich deshalb, weil Stronach offensichtlich im Umgang mit Medien gelernt hat: Im Gegensatz zu früheren TV-Auftritten ließ er sich interviewen, ohne das Kommando zu übernehmen. Vielmehr hatte Puls4-Nachrichtenchefin Corinna Milborn die Situation fest im Griff.

Das konnte man von ihren Kollegen von der Dokumentationsabteilung des Privatsenders allerdings nicht behaupten. Fast drei Stunden lang quälte man die Zuseher mit "Die große Frank Stronach Story". Mit einer Dokumentation hatte dieses Machwerk nicht das Geringste zu tun. Vielmehr wirkte es wie eine Auftragsarbeit von Stronach persönlich. Politikwissenschafter Hubert Sickinger twitterte gar "Oligarchen-TV". Kritische Fragen, wie sie Milborn im Interview gestellt hatte, waren in der Dokumentation Fehlanzeige. Puls4 versuchte zuletzt, sein Profil und gerade im Nachrichtenbereich zu schärfen - durchaus auch mit Erfolg. Mit Formaten wie "Die große Frank Stronach Story" werden solche Bemühungen binnen weniger Stunden zunichtegemacht.