Noch werden hunderttausende Robben vor der Ostküste Kanadas erschlagen. Damit könnte bald Schluss sein, denn das Europäische Parlament hat den Handel mit Robbenprodukten ab 2010 verboten. Ein entsprechender Antrag wurde in Straßburg mit großer Mehrheit (550 von 640 Stimmen) angenommen. Nach der Entscheidung der EU-Regierungen kann der Bann im kommenden Jahr in Kraft treten.
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Ausnahmen sollen für Inuit gelten, die Robben nicht kommerziell jagen. Die arktischen Ureinwohner sollen die Tierprodukte weiterhin verkaufen dürfen.
Sowohl Kanada wie Norwegen haben schon im Vorfeld bekannt gegeben, den Beschluss bei der World Trade Organization (WTO) anzufechten.
Dieser Beschluss werde in Kanada in diesem Jahr etwa 250.000 Jungrobben das Leben retten, betonte Rebecca Aldworth von der kanadischen Tierschutzgesellschaft Humane Society International. Bis zum 15. Mai dürfen in Kanada Robben für kommerzielle Zwecke gejagt werden, wobei Tierschützer seit Jahren die grausamen Tötungsmethoden anprangern. Die Meeresbewohner werden mit einem Metallhaken über das Eis gezogen, häufig wird ihnen der Schädel eingeschlagen und zum Teil bei lebendigem Leib das Fell abgezogen.
Schon vor der Entscheidung waren die Preise für Robbenfelle drastisch gefallen. Nun bricht der wichtigste Markt völlig weg: Kanadische Robbenfellimporte in die EU erreichen pro Jahr etwa 4,2 Millionen Euro. Verwendet werden die Felle für die Herstellung von Pelzen, Mänteln und Mützen. Insgesamt ging bislang ein Drittel der aus Robben hergestellten Produkte in die EU.
In seltener Einigkeit zeigten sich die Europa-Abgeordneten Jörg Leichtfried (SPÖ), Richard Seeber, Othmar Karas (beide ÖVP) und Eva Lichtenberger (Grüne) zufrieden mit dem Erfolg. Leichtfried und Lichtenberger kritisierten allerdings, dass das Gesetz ein Schlupfloch enthalte, das "zur Sicherung der Fischbestände" das Töten in kleinen Mengen zu erlaubt.
Mark Glover von der NGO Humane Society International, die seit Jahren gegen das kommerzielle Abschlachten der Robben vorgeht, spricht von einem historischen Sieg.
Proteste kamen aus Kanada. Der Geschäftsführer des Kanadischen Pelzinstitutes in Ottawa, Rob Cahill, kritisierte am Dienstag nach der Entscheidung in Straßburg, dass die meisten Inuit neben dem Erlös vom Robbenfang "kaum ein anderes Einkommen haben." Allerdings gilt für die Inuit ohnehin eine Sonderregelung.
(Quellen: APA, CBC, Humane Society International)