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Keine Unabhängigkeit für erdgasreiches Ex-Sultanat

Von Michael Schmölzer

Politik

Jakarta - Soldaten der indonesischen Zentralregierung haben in der Provinz Aceh mit der Erschießung eines führenden Rebellen die unerbittliche Haltung Jakartas gegenüber Separatisten unter Beweis gestellt. Ein weitgehend unbeachteter Freiheitskrieg hat jetzt ein prominentes Opfer gefordert.


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Bei einer Razzia in der Provinz Aceh auf der Insel Sumatra, dem zweiten großen Unruheherd des an Konflikten nicht gerade armen indonesischen Archipels, haben Soldaten den Militärchef der Separatistenbewegung "Freies Aceh" (GAM), Abdullah Syafei, in seinem Dschungelversteck erschossen. Der Tod des 45-jährigen Rebellen ist der vorläufige Höhepunkt eines immer blutiger werdenden Konfliktes, der seit über 25 Jahren in dem rohstoffreichen ehemaligen Sultanat wütet und fast täglich Tote fordert. Allein im vergangenen Jahr kamen bei den Kämpfen über 15.000 Menschen ums Leben, ein Großteil davon waren Zivilisten.

Zur Vorgeschichte des jüngsten Zwischenfalls: Bereits im November letzten Jahres machte Jakarta klar, dass man eine härtere Gangart gegenüber den moslemischen Freischärlern auf Sumatra einlegen wolle: "Es wird allmählich Zeit, den Kompromisskurs zu verlassen und Indonesiens Souveränität zu erhalten", so Sicherheitsminister Susilo Yudhoyonos unmissverständliche Warnung. Die Zahl der indonesischen Sicherheitskräfte in Aceh wurde wenig später bedeutend aufgestockt.

Ihre Feuertaufe erlebten die neu hinzugezogenen Verbände Anfang Dezember, als die Rebellen der GAM den 25. Jahrestag ihres Unabhängigkeitskampfes mit Kundgebungen begingen und sich heftige Gefechte mit den Regierungssoldaten lieferten. Jakarta machte daraufhin abermals klar, dass man einer Unabhängigkeit der strategisch wichtigen Provinz an der Seestraße von Malakka niemals zustimmen werde. Indonesiens Regierungschefin Megawati Sukarnoputri billigte zwar die Verabschiedung eines "Autonomie-Paketes" für Aceh, weitere Schritte lehnte sie ab. Das Autonomie-Paket gewährt der Provinz kleinere Zugeständnisse, die sich jedoch auf Formalitäten beschränken. Die Rebellen konnten darin keinen sichtbaren Fortschritt erkennen.

Erst letzte Woche riefen die Freischärler zu einem Generalstreik auf, um die internationale Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Die Schulen und Geschäfte blieben zwar geschlossen, zu einem Erfolg wurde die Aktion trotzdem nicht: Auf den Gasfeldern der US-Firma Exxon, dem bedeutendsten Investor der Region, wurde unverdrossen weitergearbeitet.