Schlaff und Bawag hatten gemeinsamen Fonds für Pipe-Deals. | Pipe-Geschäfte waren profitabel. | "Verknüpfung mit Karibik-Verlusten der Bawag unrichtig." | Wien. Im Zusammenhang mit früheren, riskanten Spekulationsgeschäften der Bawag tauchen nach und nach neue Einzelheiten auf. Während die sogenannten Pipe-Geschäfte (Public Investment in Private Equity) in Medienberichten immer wieder in Zusammenhang mit den hohen Verlusten der Bawag bei Geschäften in der Karibik gebracht wurden, stellt sich nun heraus, dass die beiden Bereiche nichts miteinander zu tun gehabt haben dürften.
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Bei Pipe-Geschäften geht es darum, dass Aktiengesellschaften in finanziellen Nöten Kredite gegen die Ausgabe neuer Aktien an den Kreditgeber erhalten. Die Geschäfte sind sehr riskant; wenn sie aber aufgehen, hochprofitabel. Soweit bisher bekannt ist, hat die Bawag ihre Pipe-Geschäfte über 4 Hedge-Fonds in Liechtenstein durchgeführt, die wiederum in den USA über eine Gesellschaft namens LH Financial Services tätig waren (siehe Grafik).
Schlaff-Stiftung war Bawag-Partner
An einer der Liechtensteiner Gesellschaften, Alpha Capital, war neben der Bawag auch die Leguas Stiftung, die Stiftung der Familie des österreichischen Multimillionärs Martin Schlaff, beteiligt. Der Sprecher der Schlaff-Gruppe, Michael Fink, sagt gegenüber der "Wiener Zeitung": "Der Zusammenhang, der in Medienberichten zwischen den Karibik-Verlusten der Bawag und den Pipe-Geschäften hergestellt wird, ist einfach nicht richtig." Es könne schon allein deshalb keinen geben, weil die Alpha Capital erst 2001 gegründet wurde ein Jahr, nachdem die Bawag ihre Karibik-Geschäfte bereits beendet hatte. Wie erfolgreich die Pipe-Geschäfte finanziell waren, will Fink nicht kommentieren. Aus dem Umfeld der Familie Schlaff ist aber zu hören, dass sie nicht verlustreich, sondern im Gegenteil "profitabel" waren. Dafür würde auch sprechen, dass laut Bawag-Vorstand Christian Büttner die Bank in den nächsten Monaten noch 50 Mio. Euro aus solchen Geschäften erhalten wird. Mittlerweile hat die Bawag nach eigener Aussage alle Pipe-Aktivitäten beendet.
Welche Geschäfte die Bank in der Karibik gemacht hat, ist noch nicht bekannt. Sie waren allerdings in der zweiten Hälfte der 90er Jahre verlustreich. Diese Verluste wurden bilanztechnisch in Anleihen bei den Bawag-Gesellschaften auf der Karibik-Insel Anguilla umgewandelt. Der Wert dieser Anleihen und somit die Verluste aus dem Karibik-Geschäft wurden danach sukzessive über fünf Jahre, bis zum Jahr 2005, abgeschrieben und verdaut.
Heute, Freitag, will die Bawag alle Details über die Geschäfte in der Vergangenheit offen legen. Dann dürfte klar werden, wie hoch die Verluste im Karibik-Geschäft tatsächlich waren, und ob es zu personellen Konsequenzen im Vorstand kommen wird.