Armut, Bürgerkrieg und Naturkatastrophen - oft prägen diese Themen das europäische Bild von Afrika. Aber Afrika kann auch anders.
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Unbemerkt von der europäischen Öffentlichkeit hat der sogenannte schwarze Kontinent in den vergangenen 15 Jahren einen eindrucksvollen Aufschwung erlebt: Das jährliche Wirtschaftswachstum lag 2 bis 3 Prozentpunkte über dem weltweiten Durchschnitt. Heuer wird ein stabiles Wachstum von 4,5 Prozent erwartet - dreimal so viel wie für die Eurozone.
Dieser Erfolg wird aus mehreren Quellen gespeist: Ausländische Unternehmen investieren allein im heurigen Jahr 73,5 Milliarden Dollar in Afrika. Das ist deutlich mehr als die traditionellen Entwicklungshilfeleistungen der internationalen Gebergemeinschaft (rund 55 Milliarden Dollar).
Die Volkswirtschaften sind gewachsen und die öffentlichen Investitionen gestiegen - der Infrastrukturbereich ist in Afrika zum wichtigsten Wachstumstreiber geworden. Und auch der lokale Privatsektor entwickelt sich dynamisch: Zahllose Start-up-Unternehmen arbeiten erfolgreich, die landwirtschaftliche Produktion wächst kräftig. Eine Herausforderung bleibt dabei die ungleiche Verteilung des wirtschaftlichen Mehrwerts.
Trotzdem kommt der Aufschwung in vielen Ländern Afrikas auch bei den Menschen an: Die Ausbildungsverhältnisse haben sich verbessert, neue Aufstiegschancen entstehen. Die Armut ist seit 1990 stark zurückgegangen. In den kommenden 25 Jahren wird sich die Erwerbsbevölkerung in Afrika verdoppeln. Eine neue, selbstbewusste Mittelschicht verändert die Märkte und die Politik. Bereits heute sind 26 Prozent der Afrikaner täglich im Internet und nutzen die damit verbundenen Chancen.
Es ist also höchste Zeit, sich ein neues Bild von Afrika zu machen. Sonst besteht die Gefahr, diesen Aufschwung mit all seinen Chancen auf eine neue Zusammenarbeit zu verpassen. Das gilt nicht nur für die Wirtschaft. Auch die Entwicklungszusammenarbeit muss ihre Rolle neu definieren und ist dazu bereit: Die Eigenverantwortlichkeit der Partnerländer steht im Mittelpunkt. Neue Partner werden gesucht. Das bedeutet auch, Wirtschaftsakteure ernst zu nehmen und mit der vorhandenen Marktdynamik zu arbeiten. Auch österreichische Unternehmen könnten diese Chance aktiv nutzen.
Die Austrian Development Agency (ADA), die Agentur der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit, geht mit gutem Beispiel voran. Insgesamt sind wir bereits 140 Wirtschaftspartnerschaften eingegangen - mit einer Fördersumme von mehr als 27 Millionen Euro. In Äthiopien arbeiten wir zum Beispiel mit den gemeinnützigen Firmenstiftungen von Lavazza, Neumann und Löfberg im Kaffeesektor zusammen. Verbesserungen im Anbau und in der Verarbeitung von Kaffee erhöhen die Qualität der Bohnen und damit das Einkommen von 2500 Familien.
Mit der Wirtschaft an Bord kann eine neue Allianz für Entwicklung entstehen, die das Beste aus beiden Welten kombiniert: entwicklungspolitisches Know-how und finanzielle Unterstützung auf der einen Seite, "Hands on"-Mentalität und wirtschaftliche Kompetenz auf der anderen Seite. "Ein gutes Leben für alle" zu erreichen - durch aktive Mitwirkung des Privatsektors - ist das Ziel.
Afrika könnte diese Chance nutzen.