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Kern und Fellners Österreich - das musste so kommen

Von Gerhard Männl

Leserforum

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Kern gibt "Österreich" weder Interviews noch Inserate.
Wenn der SPÖ-Vorsitzende Christian Kern kein Interview mehr gibt, dann geht das in Ordnung.
Wenn aber der Bundeskanzler Christian Kern Steuermittel für das Schalten von Inseraten, sofern die sonstige Berichterstattung sein Wohlwollen findet, quasi als Belohnung versteht, dann geht das nicht in Ordnung.
Und eine diesbezügliche Trennung von Partei-Inserate (die die SPÖ bezahlt) und Regierungsinserate (die wir Steuerzahler bezahlen) wird nicht immer leicht sein.

Vor allem in Zeiten eines "Richtungswahlkampfes". Denn in diese Richtung will niemand; oder zumindest die meisten nicht.

Mit Fellner und Kern prallten zwei Charaktere wie die Helden der klassischen griechischen Tradödie zusammen. Alle kannten die Handlung und kannten das Ende.
Und wie vor Jahrtausenden schauten alle dem Spiel der Götter und Helden zu.
Der einzige Unterschied ist, heute spielen Schauspieler weder Helden noch Götter.
Heute scheint es nur noch Selbstdarsteller zu geben.
In der klassischen griechischen Tragödie verstricken sich die dargestellten Personen immer unentwirrbarer in Schuld, der letztendlich einige oder alle zum Opfer fallen. Fallen müssen, denn so wollen es die Götter.
Es waren religiöse Lehrstücke wie der Salzburger Jedermann. Damals wollte man mit den anderen zuschauen, heute will man, dass die anderen einem anschauen. Das typische Jedermann-Publikum hält eben nichts von der Jedermann-Moral.
Wer sich keinen Kredit aufnehmen will, um Jedermann zu sehen, und auch niemanden kennt, der einen kennt, der Gratiskarten vergibt, kann sich nun gemütlich zurücklehen, und das Ende der Tragödie, oder besser formuliert: der tragischen Kommödie, erste Reihe fußfrei genießen.
Und das mit ruhigem Gewissen: Der Wahlkampf kommt uns teuer genug; auch wenn das die Steuerzahler nicht wollen.