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Kernfusionsreaktor spaltet EU-USA

Von Heike Hausensteiner

Europaarchiv

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Die Auseinandersetzung um den Standort des Kernfusionsreaktors ITER (Internationaler Thermonuklearer Experimentierreaktor) ist offenbar eine Fortsetzung des politischen Streits zwischen den USA und dem "alten Europa". Die EU, Japan, die USA, China, Russland und Südkorea arbeiten bereits seit den 1980er Jahren an dem 10-Milliarden-Projekt. Als Standort für die Forschungsanlage sind Frankreich und Japan im Rennen. Eine Entscheidung in der Frage kam unter den am Projekt beteiligten Ländern bisher nicht zu Stande und soll im Februar fallen. Die USA lehnen offensichtlich den französischen Standort in Cadarache aufgrund Frankreichs ablehnender Haltung zum Irak-Krieg ab und sprechen sich mit Südkorea für den Bau des Reaktors im japanischen Rokkasho aus. Russland und China unterstützen hingegen Frankreich.

ITER soll die Erforschung der Kernfusion vorantreiben, aber selbst keinen Strom produzieren. In der Anlage soll erforscht werden, wie die in der Sonne ablaufenden Prozesse - die Verschmelzung von Wasserstoffatomen zu Helium und dadurch Freisetzung von Energie - für die Energiegewinnung auf der Erde genutzt werden können. Die Kernfusion soll mit weit geringeren Sicherheitsrisiken verknüpft sein als die Kernspaltung, mit der bisher Strom in den Atomkraftwerken erzeugt wird.