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Kerry ist die klare Alternative zu Bush

Von Rainer Mayerhofer

Politik

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Was sich am kleinen Superdienstag Anfang Februar - als John Kerry in fünf von sieben Bundesstaaten siegte - bereits abgezeichnet hat, ist am großen Superdienstag zur Gewissheit geworden: Der Herausforderer von Präsident George W. Bush bei den Präsidentschaftswahlen am 2. November heißt John F(orbes) Kerry. Nur das kleine Vermont, das bloß 22 Delegierte zum Nominierungsparteitag der Demokraten entsendet, der vom 26. bis zum 29. Juli in Boston tagt, fehlte am Dienstag in der Siegesserie des Senators aus Massachusetts. Der nördliche Bundesstaat verschaffte seinem bereits aus dem Präsidentschaftsrennen ausgeschiedenen früheren Gouverneur Howard Dean, der noch zu Jahresbeginn als klarer Favorit gegolten hatte, seinen einzigen Sieg. Und Kerry stand vor seinen jubelnden Anhänger nicht an, Dean zu danken, nachdem er zuvor John Edwards seine Anerkennung ausgesprochen hatte. Dass Kerry über Edwards meinte, dieser wede in der Zukunft noch eine große Rolle spielen, könnte man als Indiz dafür deuten, dass er als Vizepräsidentschaftskandidat gute Chancen hat. Edwards jedenfalls hat sich mit seiner ausgezeichneten Rede vor Anhängern in Atlanta am Wahlabend für eine führende Rolle in der demokratischen Partei qualifiziert. Das war keine Rede eines Verlierers, sondern ein klares Statement, wofür die demokratische Partei in dem bevorstehenden Wahlkampf steht.

Dass Präsident Bush seinem Herausforderer Kerry am Wahlabend gratuliert hat, darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Wahlkampf der nächsten acht Monate wahrscheinlich zu einem der härtesten seit vielen Jahren werden wird. Bushs Berater haben schon die Akten über Kerrys politisches Leben der letzten Jahrzehnte studiert. Und Kerry gab sich in seiner Siegesrede auch keiner Illusion darüber hin, dass ihn die mit mindestens 130 Millionen Dollar Wahlspenden geschmierte republikanische Wahlkampfmaschinerie schonen werde. "Ich bin ein Kämpfer", ließ er Bush wissen und legte die Grundzüge seiner Wahlkampflinie vor: In der Innenpolitik mehr Jobs, eine erschwingliche Gesundheitsvorsorge für alle und die Sicherstellung der heimischen Energieversorgung, damit kein amerikanischer Soldat mehr im Nahen Osten für Öl sein Leben geben muss, in der Außenpolitik wieder mehr Zusammenarbeit mit den Bündnispartnern in wichtigen Fragen wie Terrorbekämpfung.

Angesichts der Tatsache, dass George W. Bush der erste Präsident seit Herbert Hoover (1929-1933) sein wird, der nach vier Jahren im Weißen Haus weniger Arbeitsplätze vorzuweisen hat als bei Amtsantritt und der auch ein Jahr nach dem Krieg im Irak noch keinen Beweis für die als Kriegsgrund angegebenen Massenvernichtungswaffen erbringen konnte, stehen die Chancen für Kerry gut, Bush nach Texas heimschicken zu können. Der kann nur noch hoffen, bis zum Wahltag Osama bin Laden als Trophäe präsentieren zu können.