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Kfz-Techniker: Heimat, bist Du großer Ingenieure

Von Peter Kantor

Wirtschaft

Eine Reihe von Österreichern hat in der Automobilgeschichte international gehörig umgerührt und als Spitzentechniker und Manager entscheidend zum ausgezeichneten Ruf des Landes in der Branche beigetragen. Die lange Liste prominenter Persönlichkeiten reicht von Siegfried Marcus über Ferdinand Porsche bis zu Ferdinand Piech und Frank Stronach. Hier der Werdegang einer kleinen Auswahl.


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Herbert Demel, geboren 1953 in Wien war zunächst Leiter der ABS-Applikation bei Bosch in Stuttgart und ab 1990 Chef der Aggregate-Entwicklung in Ingolstadt. Im Jahr 1993 wurde er Mitglied des Vorstands, 1994 Sprecher des Vorstands und im Juli 1997 Präsident von VW do Brasil. Seit Oktober hat Demel im Konzern einen ehemals staatstragenden Landsmann als Nachbar: Ex-Bundeskanzler Viktor Klima werkt in Argentinien als VW-Präsident.

Ernst Fialas Karriere nahm etwa an der Wiener TU Ende der 40er Jahre ihren Anfang. Es folgten eine "Lehrzeit" als Versuchsingenieur bei Daimler-Benz, eine Professur in Berlin, anschließend 1970 der Wechsel zu VW, wo er zum Leiter der Forschung und zum Vorstand avancierte. Fiala gilt als einer der Väter des Bestsellers VW Golf.

Fritz Indra startete seine Karriere zunächst bei BMW und Audi. 1985 wurde er bei der Adam Opel AG in Rüsselsheim Leiter der Motoren Vorausentwicklung. Seit 1997 ist Indra Leiter der Vorausentwicklung der weltweiten GM Powertrain und wird damit noch bis weit in das 21. Jahrhundert hinein Automobilgeschichte schreiben. Nicht zuletzt koordiniert er von Detroit aus ein Heer von mehreren tausend Ingenieuren weltweit.

Ferdinand Piech bekam als Enkel von Ferdinand Porsche die Leidenschaft für Autos quasi in die Wiege gelegt. Er begann 1963 bei Porsche, wechselte 1971 zu Audi und wurde schließlich 1993 Vorstandschef des VW-Konzerns. Im internationalen Automobilgeschäft führt an Piech und VW heute kein Weg vorbei. Er zeichnete in der Vergangenheit u.a. verantwortlich für die Konzeptionen von Audi 80 und Audi 100. Ende der 90er Jahre gelang ihm ein weiterer Meilenstein in der Automobilentwicklung: der VW-Lupo, das erste 3-Liter-Auto der Welt. Frank Stronach ist nicht nur einer von wenigen Österreichern, denen ein weltweiter Konzern (Magna) gehört. Das Engagement des Steirers in seinem Vaterland trug mit zum Ruf der Steiermark als "Detroit der Alpen" und zum Image Österreichs als innovatives Industrieland bei.

Last but not least sei Horst Marchart erwähnt, der als Technikvorstand von Porsche Ende März 2001 in den Ruhestand tritt. Unter Marcharts Verantwortung wurden vor allem die 911-Varianten der Baureihen 993 und 996 sowie der Boxster vom Reissbrett auf die Straße gebracht. Sein jüngstes "Baby", die seriennahe Studie des Hochleistungssportwagens Carrera GT, sorgte auf dem Pariser Automobilsalon für großes internationales Aufsehen. Die folgende Würdigung von Porsche-Chef Wendelin Wiedeking gilt zwar ausschließlich Marchart, wirft aber darüber hinaus ein bezeichnendes Licht auf den Ruf österreichischer Ingenieure in der Branche im allgemeinen: "Mit seinem großen technischen und menschlichen Erfahrungsschatz, aber auch mit der sprichwörtlichen Gelassenheit des Österreichers hat er vor allem in kritischen Momenten viele wichtige Entscheidungen positiv beeinflusst...".