Polen macht Druck für westliche Panzer-Allianz. Großbritannien erwägt Entsendung von rund zehn Challenger 2 .
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 1 Jahr in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Warschau/Berlin. Kampfpanzer hat Polen bereits in großer Menge in die Ukraine geschickt. Schon in den ersten Kriegsmonaten wurden knapp 200 teils modernisierte T-72 aus den Beständen der polnischen Armee übergeben, um die russische Überlegenheit in diesem Bereich zumindest etwas abzufedern. Den geschätzt mehr als 3.000 einsatzfähigen Panzern, über die Russland zu Beginn der Invasion verfügte, standen auf ukrainische Seite gerade einmal ein paar hundert Stück gegenüber.
Nach fast einem Jahr Krieg kämpfen die von Polen gelieferten T-72 aber nun mit den selben Problemen wie der Rest der ebenfalls noch großteils aus Sowjetzeiten stammenden ukrainischen Panzerflotte. Außerhalb Russlands an die dringend benötigten Ersatzteile zu kommen, wird von Woche zur Woche schwieriger, gleichzeitig gibt es auch in den Arsenalen der ehemaligen Warschauer-Pakt-Staaten kaum noch Munitionsbestände für den T-72.
Schon seit Monaten dringt die Regierung in Kiew daher darauf, dass Europäer und Amerikaner auch moderne Kampfpanzer westlicher Bauart wie den Leopard oder sogar den M1 Abrams liefern, um bei den geplanten Rückeroberungen über die nötige Feuerkraft verfügen zu können. Doch bisher sind die Verbündeten vor so einem Schritt zurückgeschreckt. Zu groß war die Sorge, mit der Lieferung der den russischen Panzern in vielen Bereichen überlegenen Modelle selbst in den Krieg hineingezogen zu werden. Mit der in der vergangenen Woche in Paris, Berlin und Washington getroffenen Entscheidung, nun zunächst einmal mehrere Dutzend Schützen- und Spähpanzer der Typen Marder, Bradley und AMX-10RC in die Ukraine schicken zu wollen, liegt allerdings auch das Thema Kampfpanzer wieder auf dem Tisch.
"Dynamik in Deutschland"
Druck auf die anderen Nato-Staaten macht dabei vor allem Polen. Warschau ermutige andere Länder, eine breite Koalition zur Übergabe modernerer Panzer wie etwa des Leopards zu bilden, sagte Vize-Außenminister Pawel Jablonski am Montag im öffentlich-rechtlichen Radio. Laut Jakub Kumoch, dem Sicherheitsberater von Präsident Andrzej Duda, werde Polen aber nichts allein in dieser Richtung unternehmen, weil es dazu gar nicht in der Lage sei.
Als weiteres potenzielles Mitglied einer solchen Panzer-Allianz gilt vor allem Großbritannien. So erwägt die Regierung in London laut dem Sender Sky News die Entsendung von bis zu zehn Kampfpanzern des Typs Challenger 2. Laut dem "Spiegel" hat Großbritannien die mögliche Lieferung der 62 Tonnen schweren Geräte im Kreis der westlichen Ukraine-Unterstützer auch bereits "unverbindlich angekündigt". Offiziell präsentiert werde die Entscheidung aber wohl erst bei einem weiteren Treffen der Ramstein-Gruppe am 20. Jänner auf der gleichnamigen US-Militärbasis in Rheinland-Pfalz.
Auch der deutsche Vizekanzler und Wirtschaftsminister Robert Habeck hatte Kampfpanzer-Lieferungen zuletzt nicht ausgeschlossen. Bei den Beschlüssen zur Lieferung von Panzerfäusten bis hin zum Schützenpanzer Marder habe es in der Vergangenheit große Dynamik gegeben, sagte der Grünen-Politiker. "Ich denke, dass diese Dynamik weitergehen wird, solange der Krieg sich dynamisch entwickelt." Offiziell gibt man sich in Berlin derzeit aber noch zurückhaltend. "Die Bundesregierung hat zum jetzigen Zeitpunkt kein Bestreben, der Ukraine Leopard-2-Panzer zu liefern", meinte Regierungssprecher Steffen Hebestreit.(rs)