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Kinder kriegen eine Lobby

Von Heiner Boberski

Politik

Neuer Verein will Stimme für künftige Generationen sein. | Ziel: "Kinderverträglichkeitsprüfung" für alle Gesetze. | Wien. Kinder gelten als die Zukunft - aber werden ihre Interessen auch genug berücksichtigt? Bewusst am Tag des Heiligen Nikolaus, der als Bischof von Myra ein besonderer Freund der Kinder gewesen sein soll, stellte sich in der Universität Wien der neue Verein "Lobby für Kinder" vor. Er will den künftigen Generationen eine Stimme geben. Um die Mitgliedschaft (Jahresbeitrag. 12 Euro) kann sich jeder, der den Vereinszweck unterstützen möchte, bewerben. Die Statuten nennen drei konkrete Ziele:


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 16 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

"1. in der Öffentlichkeit Meinungsbildung über die umfassende Verantwortung gegenüber Kindern, aber auch insgesamt nachfolgenden Generationen;

2. eine regelmäßige kritische Prüfung aller Gesetzesentwürfe unter dem Aspekt der Folgen für Kinder, aber auch insgesamt für die nachfolgenden Generationen = "Kinderverträglichkeitsprüfung".

3. eine sorgsame Beobachtung gesellschaftlicher Entwicklungen mit Blick auf deren Auswirkungen auf das Leben von Kindern und nachfolgenden Generationen."

Proponenten des Vereins und zugleich Autoren des neuen Buches "Eine Lobby für Kinder" (Wiener Dom-Verlag, 160 Seiten) sind der Wiener Jugendpsychiater Max Friedrich, die Rektorin der Wiener Kirchlichen Pädagogischen Hochschule Ulrike Greiner, die Leiterin des Wiener Erzbischöflichen Schulamtes Christine Mann, der Sozialrechtler Wolfgang Mazal, der frühere Wiener Stadtschulratspräsident Kurt Scholz und der Pastoraltheologe Paul M. Zulehner. Sie bringen ihre fachlichen Erfahrungen mit Kindern zu Papier und thematisieren auch dringende Anliegen.

So tritt Friedrich für eine "Ermutigungserziehung" zur "Kontrolle von Lebensängsten" ein; Scholz vermisst in unserer Gesellschaft "Bildungsgerechtigkeit": "Nichts ist für die Bildungskarrieren der Kinder entscheidender als der Sozialstatus der Eltern." Zulehner wünscht sich für die heranwachsende Generation "Zukunftstauglichkeit" in Form von "Freiheitskompetenz". Jurist Mazal agiert als Anwalt der "Kinderverträglichkeitsprüfung".

Christine Mann wehrt sich gegen einen Trend zur "Zurichtung der nächsten Generation für den wirtschaftlichen Bedarf", und Ulrike Greiner warnt: "Kinder machen uns nicht ganz, rund und vollkommen, sondern öffnen uns - zu größerer Verletzbarkeit, zu einem Staunen über die Gründe und Abgründe des Lebens, zu einem Blick in eine offene Zukunft."

Neben Kinderaussagen füllen noch viele kluge Zitate bekannter Persönlichkeiten das Buch, zum Beispiel von "Schatzinsel"-Autor Robert Louis Stevenson: "Kinder: der Höhepunkt menschlicher Unvollkommenheit: Sie stören uns. Sie stellen ärgerliche Fragen. Sie erwarten, dass man sie ernährt, wäscht, erzieht und ihnen die Nase putzt. Und im gegebenen Augenblick brechen sie uns das Herz."

www.lobbyfuerkinder.at