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Kindheit -kein Kinderspiel

Von Reinhold Aumaier

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Guillaume ist 13, schwer erziehbar und tagsüber in einem Institut für Seinesgleichen. Den Vater kennt er nicht. Seine Mutter sagt, sie setze ihm Grenzen. Gefragt, welche, verfällt sie zehn Sekunden lang in ertapptes, über sich selber schmunzelndes Schweigen. Ein anderes (Problem-)Kind sei laut seiner Mutter einerseits autistisch, aber nicht ganz; irgendwie psychotisch, aber nicht wirklich. Man jage ein Phantom. Mama ist Stewardess, der Papa Pilot; beide sozusagen meistens ausgeflogen. Dem Kind fehlen Nestwärme, zugewendete Zeit und die konsequente Identifikation mit den allerersten Bezugspersonen - entscheidende Bausteine und Verstrebungen für sein künftiges Leben. Kein Wunder also, dass diese beiden kleinen Tyrannen von hoch qualifizierten Betreuerinnen seelisch, geistig und körperlich in die Arme genommen und so gut es geht nacherzogen werden müssen. Dass Problemkinder, so sie auf halbwegs gerade Bahn gebracht werden, dereinst nicht gerade zu den Unbegabtesten und Dümmsten gehören dürften, steht auf einem anderen Blatt - und doch auf demselben. Talent und Außergewöhnliches muss ausufern und über die Stränge schlagen können, quer denken und handeln dürfen. Gewalttätigkeit, Hyperaktivität und neinsagerischer Widerstand sind übersprudelnde Quellen, die mit sanfter und wenn nötig harter Hand in ihr (Lebens-)Flussbett dirigiert werden müssen. Eine heikle Aufgabe, wie allein schon die Erziehung normal sich aufführender und gleichsam wohl geratender Kinder.

Diese Erkenntnisse, gepaart mit ureigener Erfahrung, zogen wir dienstags aus dem Themenabend bei arte: "Was uns auf den Nägeln brennt - Eltern, ein schwieriger Job". TV de luxe: für Ohr, Auge, Herz und Hirn.