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Kirche soll Opfer bringen

Von Reinhard Göweil

Leitartikel
Chefredakteur Reinhard Göweil.

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Der Prachtbau des Bischofs von Limburg und vor allem die Finanzierungsmittel, von denen niemand wusste, haben eine Debatte um den Reichtum der (katholischen) Kirche ausgelöst. Auch in Österreich ist die Kirche nicht gerade arm. In Zeiten budgetärer Entbehrungen muss sich daher diese Kirche fragen lassen, ob die öffentlichen Zuwendungen in dieser Höhe zeitgemäß und adäquat sind. Die "Initiative gegen Kirchenprivilegien" beziffert diese mit 3,8 Milliarden Euro - von der Grundsteuerbefreiung über die Bezahlung der Religionslehrer bis hin zur jährlichen NS-Entschädigungszahlung. Der überwältigende Teil davon kommt zweifellos der katholischen Kirche zugute. Sie nahm 2012 an Kirchensteuer 418,5 Millionen Euro ein.

Da die Kirche (vor allem die Stifte) mit geschätzten 216.000 Hektar der zweitgrößte Grundeigentümer hinter dem Staat ist, wäre es wohl billig, auch die Kirche am "Konsolidierungspfad" der Republik teilhaben zu lassen. Das gestaltet sich einigermaßen schwierig, denn das seit 1933 bestehende Konkordat, ein Vertrag zwischen dem Vatikan und Österreich, legt viele dieser Leistungen fest. Dass er in Zeiten des Austrofaschismus ausgehandelt wurde, stört dabei die Kirche nicht - sie pocht auf Einhaltung.

Nun war es in der Krise möglich, den EU-Vertrag zu ändern, also sollte auch bei einem Vertrag zwischen Österreich und dem Vatikan möglich sein. Es würde - auch eingedenk der sparsamen Einstellung von Papst Franziskus - der Kirche gut anstehen, wenn sie auf einen Teil ihrer Steuervorteile und Subventionen verzichtete.

Die Regierung könnte mit dem Geld etwa ein Ausbildungsprogramm für Jugendliche finanzieren. Denn es gibt ja auch so etwas wie eine "säkulare Seelsorge", dazu zählt beispielsweise die Hebung des Bildungsniveaus.

Bisher hat sich die Kirche - trotz Volksbegehren - hier unbeweglich gezeigt. Die ihr nahestehende christlich-soziale Volkspartei sah auch keinen Reformbedarf, die SPÖ traute sich erst gar nicht, dies zu fordern.

Nun wird eine "Koalition neu" verhandelt, und sie will ja Überkommenes und pure Gewohnheitsrechte beschneiden. Das bietet die Gelegenheit, sich die Steuerausnahmen und Subventionen an die Kirche genauer anzuschauen. Die Kirche würde dabei finanziell verlieren, aber moralisch enorm dazugewinnen. Was zuletzt auch nicht immer der Fall war.