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Kirchenaustritte: Spitze in St. Pölten

Von Heiner Boberski

Politik

Der Anstieg der Austritte aus der katholischen Kirche war in der Diözese St. Pölten am stärksten. Bei den Evangelischen lief der Trend anders - außer in Niederösterreich.


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2004 kehrten in der Diözese St. Pölten 5.129 Menschen, um 45 Prozent mehr als 2003, der Kirche den Rücken. Für Generalvikar Leopold Schagerl war dabei die Affäre um das Priesterseminar "ein wesentlicher Faktor", man könne aber "nicht alles" darauf zurückführen, es gebe eine "Verdünnung des Glaubens".

Der Paudorfer Pfarrer und langjährige Kritiker des früheren Diözesanbischofs Kurt Krenn, Pater Udo Fischer, meldete, in seiner Pfarre seien die Austritte um 33 Prozent gesunken. Er hatte in einem Sonder-Pfarrblatt zum Bleiben in der Kirche aufgerufen und betont: "Unsere Kirche ist die des Kardinals König, nicht die des Bischofs Krenn."

Ein Rückgang der Austrittszahlen um 1,4 Prozent - nach Vorliegen von bisher 60 Prozent der Daten - und ein Zuwachs an Eintritten erfreut die Evangelische Kirche in Österreich. Nur Niederösterreich fällt mit einer Steigerung der Austritte um fast 30 Prozent aus dem Rahmen. Für Landesbischof Herwig Sturm ein Hinweis, "dass sich die Probleme der großen katholischen Kirche auch bei uns auswirken".

Bei den Katholiken hat sich in den letzten 25 Jahren die Zahl der Kirchenaustritte verdoppelt. Der Wiener Pastoraltheologe Paul Zulehner sieht darin die "Quittung" für den 1986 mit der Ernennung von Hans Hermann Groer zum Wiener Erzbischof begonnenen Kirchenkurs. Zulehner meint, die Kirche werde jetzt "wieder Tritt fassen".