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Kirchenfesttag im TV

Von Peter Bochskanl

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Die katholische Kirche hatte Sonntag Hochkonjunktur im ORF-TV. Zuerst mit dem "Sakrileg", der Verfilmung des Verschwörungskrimis von Dan Brown, die 2006 trotz schlechter Kritiken der zweiterfolgreichste Kinostart war. Nicht 50 Millionen verkaufte Bücher über Nachkommen von Jesus und Maria Magdalena, erst der Film brachte den Vatikan auf den Plan, der im letzten Moment auf einen Boykottaufruf verzichtete. 450.000 sahen sich das in ORF1 an.


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Nur 15.000 weniger verfolgten dann in ORF 2 die von Peter Pelinka souverän geleitete Diskussion über die katholische Pädophilie-Krise. Aussagen der Vertreter von Kirche und katholischen Einrichtungen legten den Vergleich der Manövrierfähigkeit des Vatikan mit der eines Supertankers nahe. Ihr Hinweis auf die häufigeren sexuellen Übergriffe in den Familien wirkte wie ein Ablenkungsmanöver, der auf die unleugbar großartigen sozialen Aktivitäten der Kirche eher wie ein Feigenblatt. Die in der Diskussion geforderte Abschaffung des Pflichtzölibats und die Öffnung der Kirche für Frauen sieht auch der (leider) nicht in die TV-Runde geladene Religionsphilosoph Adolf Holl als Beitrag zur Lockerung der amtskirchlichen Verkrampftheit, aber nicht als Allheilmittel. Hat doch eine wissenschaftliche Untersuchung gezeigt, dass ein Prozent der Bevölkerung unbehandelbar pädophil ist. Nicht nur die Zuseher von "im Zentrum" und der nachfolgenden Doku über die Leiden der Zöglinge in Klosterinternaten erwarten wohl vom Papst ein klareres Ende der Vertuschung, nicht nur Reue, sondern auch Entschädigung der Opfer sowie die Entfernung und strafrechtliche Verfolgung der Täter.