Zum Hauptinhalt springen

Klang-gebirgiges Österreich

Von Reinhold Aumaier

Kommentare

Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 22 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Eigentlich wollte ich im Rahmen der Rubrik "Was wir sonst nie hören" ein paar Worte über Radio Energy verlieren. Doch der dort praktizierte Flachsinn in Moderation und Musik ist dann doch um einiges zu tief, zu hohl - fernab jeder Kritik. Deshalb anhänden einer einzigen Stunde - der am letzten Donnerstag zwischen 20 und 21 Uhr - sich programmatisch hinaufgeschwungen in höhere und höchste Höhen. Es kollidieren bzw. falteten einander auf: das von Ö1 ausgestrahlte Konzert für Trompete namens "Eirene" von Herbert Willi und der Beginn der 20-Jahre-Rückschau von "Land der Berge" in ORF 2. Über den Festspielsender Ö1 machten wir Bekanntschaft mit dem jüngsten Meisterwerk des hochbegabten Herbert Willi. Es wurde in diesem Blatt schon entsprechend gewürdigt, doch die Feuertaufe übers kleine Kofferradio ist ein eigener Test. Da muss der Apparat selber zu glühen beginnen; seiner Begeisterung über das, was er da ausstrahlen darf, freien Lauf lassen. Und er bekam alles geboten und hat's hörbar gerne weitergegeben, was zeitgenössische Musik ausmachen kann und soll: Klang-flächige Meditation, jazzige Attacke & Spielfreude, virtuos auffahrende Geste und althergebrachter Sinn für die größere Form. Diese war es auch, die sich aufs Trefflichste mit der um 20.15 Uhr beginnenden "Land der Berge"-Rückschau vermengte. Dort sah man zwar einen Mix reizvollster Bilder aus aller (Berg-)Welt und bei Willi geht es nur ums Montafon, seine unmittelbare Heimat: doch Berg isch Berg, gut gebaut ist gut gebaut und Schwierigkeitsgrade sind da, um in höchster Anspannung aller verfügbaren Kräfte überwunden zu werden. Die synästhetische Übung gelang. Glückwunsch an alle, die uns derart unter die Haut Gehendes vor Augen geführt und zu Gehör gebracht haben.