Regierung hat die Neuregelung der Oberstufe bis 2017 beschlossen.
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Wien. Sitzenbleiben erst ab drei Fünfern, der Unterrichtsstoff wird modulweise statt pro Semester abgeprüft, beim Zweitantritt kann ein anderer Prüfer gewählt werden: Die Schüler erhalten durch die am Dienstag im Ministerrat beschlossene Neuregelung der Oberstufe mehr Freiheit – sie erwartet jedoch auch mehr Druck.
"Die Modulare Oberstufe ist ein klares Bekenntnis zum Leistungsprinzip" stellte Unterrichtsministerin Claudia Schmied gleich zu Beginn der Pressekonferenz klar. Ihr Gegenüber Werner Amon, Bildungssprecher der ÖVP, betonte: Schüler könnten nun zwar mit bis zu zwei (einmal in der Schullaufbahn auch mit drei) Nichtgenügend im Zeugnis aufsteigen – doch bis zur Matura müssen alle Module positiv abgeschlossen werden. Beim bisherigen System konnte man auch mit einem Nichtgenügend in die nächste Klasse aufsteigen, ohne die Note ausbessern zu müssen. "Niemandem wird etwas geschenkt", so Amon. Damit sei das System – das ursprünglich als "Abschaffen des Sitzenbleibens" propagiert wurde – leistungsorientierter als das jetzige.
Das Projekt soll ab 2018 kostenneutral sein
Laut Schmied soll es mit einem ausgeweiteten Frühwarnsystem und Lerncoaches ein "Bündel an Begleitmaßnahmen" geben, Hochbegabte sollen einzelne Module und Teile der Matura vorziehen können. Dafür werden den Schulen 35 Prozent mehr Werteinheiten pro Jahr zur Verfügung gestellt, das entspricht zusätzlichen fünf Millionen Euro pro Jahrgang. Durch die prognostizierten Verringerungen der Klassenwiederholungen soll dies ab dem zweiten Jahr der Umsetzung, also ab 2018/19, kostenneutral möglich sein.
Daran will die AHS-Lehrergewerkschaft nicht glauben: Die Bezahlung der zusätzlichen Lerncoaches könne nicht mit jenen Mitteln gegengerechnet werden, die durch die Verringerung der sitzenbleibenden Schüler frei wird, so die Kritik, denn Prsonalkosten seien nicht von einzelnen Schülern, sondern von Klassen abhängig. Kritik kommt auch von der Opposition: Während FPÖ und BZÖ beim Aufsteigen mit zwei Nichtgenügend eine Nivellierung nach unten befürchten, bezeichnen die Grünen die Reform als unterfinanziert.
Entgegen dem Erstentwurf besteht bei dem nun im Ministerrat durchgewunkenen Gesetz ein Semester nur aus einem Modul. Ursprünglich sollten es mindestens zwei sein. Auch dass der Klassenverband zur Gänze erhalten bleiben soll, ist ein Resultat der Kritik am Begutachtungsentwurf.An 40 Schulen wird die Modulare Oberstufe derzeit erprobt, ab dem Schuljahr 2013/2014 sollen pro Jahr 160 Schulen umgestellt werden – bis schließlich ab 2017 alle 850 AHS-Oberstufen und berufsbildenden mittleren und höheren Schulen (BMHS) auf das neue Modell umgestellt sind. Ziel ist es laut Schmied, die Sitzenbleiber von derzeit 9400 auf 4700 zu halbieren, zudem sei die neue Oberstufe "eine gute Vorbereitung auf die Hochschule und Uni", so Schmied, und auch für die Leher sieht sie Vorteile "indem ihr Aufgabengebiet erweitert wird"