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Zum Leben zu wenig, zum Sterben zu viel: So lässt sich die Situation Österreichs Fußball-Nationalmannschaft in der laufenden WM-Qualifikation gut zusammenfassen. Da vorne keine Nation davonzog, ist selbst mit der mageren Ausbeute von acht Punkten aus sechs Spielen noch alles möglich - sogar der Gruppensieg und damit das direkte WM-Ticket für Russland. Allerdings braucht es dafür endlich nicht nur Siege gegen Außenseiter (Georgien und Moldawien), sondern auch gegen die direkten Konkurrenten - sprich auswärts gegen Wales am Samstag und dann am 6. Oktober zu Hause gegen Serbien. In der Tat hat die Partie in Cardiff Finalcharakter, weil sich bei einer Niederlage die WM-Träume erledigt hätten, bei einem Sieg aber plötzlich das Tor zur Endrunde wieder weit offen stünde. Ein Tag der Wahrheit und Klarheit also in der ausgeglichenen Gruppe D - vor allem auch für ÖFB-Teamchef Marcel Koller. Mit einem Finale furioso und der WM-Teilnahme würde er, der zuletzt viel Kredit verspielt hat, gewiss wieder der Held der Nation sein - vor allem, weil er die nach dem EM-Desaster emotional darniederliegende Elf neuerlich zum Erfolg geführt hätte. Ganz gewiss ein besonderes Meisterstück in Österreich. Im (wahrscheinlicheren) Fall des Misserfolgs sind die Tage des anfangs smarten, zuletzt immer angespannteren Schweizers aber gezählt - dazu braucht es keine großen Weissagungskünste. Nicht nur, weil nach sechs Jahren so mancher Sand ins Getriebe gekommen ist und ein Neuanfang Energien freisetzen kann, wird sich auch der ÖFB in sportlich mageren Zeiten schwertun, den schon zwei Mal verlängerten Kontrakt des 56-Jährigen nochmals zu verlängern und dabei wieder über die finanzielle Schmerzgrenze hinauszugehen. Und auch Koller wird sich vielleicht neue Horizonte suchen wollen - zumal er schon mehrmals bekundet hat, eigentlich am liebsten Klubtrainer zu sein.