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Dem Ö1-"Radiokolleg" wird gern vorgeworfen, eine Art Schulfunk zu sein: Belehrende, politisch überkorrekte Beiträge sind dort, in allzu deutlicher didaktischer Absicht, oftmals zu hören. Diese Woche war der Begriff "Schulfunk" aber nicht in abwertender, sondern in buchstäblicher Weise angebracht, ging es in der vormittäglichen (abends wiederholten) Sendereihe doch um den Alltag der Lehrer - und ihren täglichen "Klassenkampf".
Zahlreiche Aussagen von Pädagogen zeigten das Bild einer psychisch gefährdeten, vielfach überbeanspruchten Profession. Die Zeiten vom diktatorischen "Gott Kupfer" aus Torbergs "Schüler Gerber" sind längst vorbei - heute werden Lehrer von Schülern terrorisiert und gedemütigt. Nicht immer sind die umgekehrten Machtverhältnisse aber so klar und offensichtlich: Eine Lehrerin erzählte, wie sie mehrere (Schul-)Jahre brauchte, um herauszufinden, dass ein unscheinbares Mädchen die Fäden in einer rebellischen Klasse zog. Diese verborgene Königin musste die Lehrerin behutsam vom Thron stoßen, um selbst durchsetzungsfähig zu werden.
Im "Radiokolleg"-Musikbeitrag ging es um die Librettisten des Jazz. Dabei fiel mir auf, mit welch grandiosem Wiener "L" der Trompeter und Jazz-Intellektuelle Franz Koglmann die Worte "Libretto" und "Lieder" intoniert. Kann es sein, dass seine Zunge durch das Trompetenspielen so geworden ist, dass sie diese wunderbaren lingualen Vorstadttöne produziert?