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Die einen hören auf damit, die andern fangen an. So ist das mit den blöden (Werbe-)Sprüchen. Radio Wien, das stinknormale Hit-Radio, hat eingesehen, wie unverfroren die Behauptung war, die "beste Musik der Stadt" zu spielen. Mittlerweile haben wir längst den nächsten Monokultur-Spezialisten. Und wenn man nur eine einzige Spezialfrucht im Angebot hat, dann muss das Verkaufssprücherl umso unverschämter sein. Man entbiete die "beste klassische Musik im Großraum Wien", tönte es neulich bei Radio Stephansdom. Na geh wusch, na geh wui!, konterte sofort der Qualtinger in uns. Der Drang nach der Probe auf Exempel ließ uns gleich zum
Telefonhörer greifen. Unsere unglücklichen Freunde knapp außerhalb des Großraum Wien sollten umgehend befragt werden. . . zur Not bedauert und beklagt. Und wie befürchtet, so geschehen: Ob in Fuchsenbigl oder Tattendorf, Wopfing oder Wimmersdorf - überall hob die klassische Form des Heulen und Zähneknirschens an. Unterversorgung sei kein Ausdruck. Der berühmte Sager "In Linz müsste man sein!" gehöre sofort revidiert. Der Großraum Wien sei wohnungsmäßig unverzüglich anzustreben; der Aufbruch ins Reich aller Klassik-Träume oberstes Ziel und Gebot!
Apropos Österreich 1 - mehr als ein simples Spartenradio, letzter Zufluchtsort für den musikalischen Multivitamin-Konsumenten: Wenn Otto B. im "Klassik-Treffpunkt" 49-mal weniger oft "ja,ja,ja" und 51-mal weniger oft "mh,mh,mh" in die Antworten der befragten Gäste einflöchte, würde dieser samstägige Pflichttermin erträglicher. "Formulieren Sie sauber!", konterte neulich ein Gast, der des Moderators verzwickte Fragerei nicht mehr verstehen konnte und wollte. Wir schließen uns dem Wunsche an.