Tschechiens Präsident nennt EU-Botschafter in Malaysia "überflüssig".
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Kuala Lumpur. Selbst im fernen Malaysia kann Vaclav Klaus nicht aufhören, sich an der EU zu reiben. Eigentlich sollte es für Tschechiens Präsident eine jener Reisen werden, von denen es viele Bilder und wenig zu berichten gibt. Doch so etwas ist Klaus offenbar zu langweilig.
Bei einer Rede vor malaysischen Politikern, Wirtschaftsexperten und im Land akkreditierten Botschaftern verglich er die heutige EU mit der Tschechoslowakei nach dem Zusammenbruch des Kommunismus und forderte das Recht der Mitgliedsländer ein, aus der Union auszutreten. Als daraufhin der stellvertretende Leiter der EU-Mission in Kuala Lumpur, der Italiener Alessandro Paolicchi, eine Frage an den tschechischen Präsidenten stellen wollte, kam es zum Eklat.
"Ich habe nicht gewusst, dass meine Vorgesetzten aus Brüssel hier sind, jetzt muss ich natürlich freundlicher sein", sagte Klaus und feuerte dann trotzdem eine Breitseite gegen Paolicchi ab: "Offen gesagt, bin ich nicht einverstanden damit, dass die EU einen Botschafter in Malaysia hat. Ich finde, es reicht, wenn wir Tschechen vom tschechischen Botschafter repräsentiert werden."
Den Einwand, dass Tschechien auch EU-Land sei und daher Interesse an einer EU-Vertretung haben müsste, ließ der tschechische Präsident nicht gelten. "Auf dem Flughafen hat mich der tschechische Botschafter empfangen. Während meines ganzen Aufenthalts hat mich der tschechische Botschafter begleitet. Ich denke daher, dass der EU-Botschafter ein bisschen eine Spielerei ist, unnötig und überflüssig."
EU-Vertreter Paolicchi reagierte nach einer Schrecksekunde zurückhaltend: "Ich halte diese Aussagen für verzichtbar, bin aber nicht beleidigt."