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"Klein-Detroit" in Osteuropa schrumpft

Von Eva Stanzl aus der Slowakei

Wirtschaft

Produktionsstopps keine Seltenheit mehr. | Zulieferer Opfer der Markt-Turbulenzen. | Preßburg/Zilina/Trnava. Wo sonst 800 Autos täglich vom Fließband rollen, steht die Arbeit heute still: Der koreanische Automobilhersteller Kia muss aufgrund von "logistischen Problemen" die Produktion in seinem Werk in Zilina für einen Tag stoppen. Die Ausfälle belaufen sich auf mindestens 12.000 Euro pro Wagen und müssten an einem anderen Tag wettgemacht werden, erzählt Konzernsprecher Dusan Dvorak bei einer Werksbesichtigung.


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Ähnliches widerfährt PSA Renault Citroen: Die Zulieferer, besonders die kleineren, haben Lieferschwierigkeiten. "Sie haben eine dünnere Kapiteldecke als wir, manche haben zu viel investiert und können die Turbulenzen im Markt schwerer ausgleichen", sagt Jean Mouro, Generaldirektor von PSA Slowakei. Während früher die Produktion kaum jemals angehalten wurde, könne das derzeit drei bis vier Mal im Monat für je ein paar Stunden vorkommen, weil der Autohersteller auf die Teile warten müsse.

Die slowakische Automobilindustrie mit Volkswagen, PSA Peugeot Citroen und Kia, die noch vom ersten bis zum dritten Quartal 2008 insgesamt 40 Prozent aller Exporte des Landes ausmachte, stöhnt unter der Wirtschaftskrise: 2008 wurden nur 600.000 statt den erwarteten 675.000 Fahrzeugen hergestellt.

2009 will die Hyundai-Tochter Kia nun 200.000 und PSA 188.000 Autos vom Band rollen lassen. Ob es sich ausgeht, steht in den Sternen. Wurden 2007 noch 60 Millionen Wägen für den europäischen Markt hergestellt, sollen es heuer nur mehr 30.000 sein.

VW Slowakei ist am stärksten von der Krise betroffen, da hier kostspielige SUVs und Autos der Luxusklasse für die am meisten angeschlagenen Märkte, wie etwa Russland, hergestellt werden. PSA und Kia hingegen erzeugen spritsparende Kleinwagen, wie den Peugeot 207 oder den Ceed, die von den europäischen Schrottprämien begünstigt wurden. Dennoch rechnet man damit, die für 2010 geplante Vollauslastung beider Werke nicht zu erreichen.

"Aufgrund der Rückgänge mussten wir die Produktion reduzieren, damit wir hier kein Lager aufbauen", gibt PSA-Chef Mouro offen zu. Zusätzlichen Schaden hätte die Gaskrise Anfang Jänner verursacht, als man das Werk zwei Wochen lang schließen musste - nur wenige Wochen vor dem Markteintritt des neuen Citroen Picasso.

Berg- und Talfahrt

Die ab März hinzukommenden Effekte der europäischen Schrottprämien machten die Berg-und Talfahrt zur Achterbahn: "Nachdem wir alles heruntergefahren hatten, mussten wir im Handumdrehen wieder hochfahren", so Mouro. Und: "Manche Lieferanten schaffen das nicht."

"Die Zulieferer begeben sich zunehmend in Abhängigkeit. Die Autohersteller, die immer mehr Teile der Produktion auslagern, überprüfen sie auf Herz und Nieren - gerade, dass sie ihnen nicht ihre Bankverbindungen diktieren", sagt Konstantin Bekos, Außenhandelsdelegierter in Preßburg. Entsprechend steht in der Fertigungsstraße von PSA nur noch an jeder dritten Station ein Mechaniker, der genau eine Minute Zeit hat, um seine Hangriffe zu erledigen, bevor der Wagen weiterrollt. In zwei Schichten zu je acht Stunden wird ein Auto pro Minute produziert. Immer mehr Teile liefern die Zulieferer fix-fertig.

Entsprechend hat die Tochter des deutschen MAN-Konzerns in Banovice wegen eines 10-prozentige Rückgangs in einem österreichischen Lkw-Werk Personal entlassen. Und das Faurecia Seating-Werk in Trnava hat jeden dritten Mitarbeiter gekündigt. Bei Renault wurden nur 38 der ursprünglich vorgesehenen 190 Mitarbeiter abgebaut.

Auch der börsenotierte oberösterreichische Zulieferer Miba AG, der im ersten Quartal einen Umsatzrückgang von 27 Prozent verzeichnet, musste in der Slowakei Mitarbeiter kündigen. "Allerdings sind es Spezialisten, die in ihrem Bereich wieder einen Job finden", sagt Martin Liebl, Geschäftsführer von Miba Slowakei: "Viele Zulieferer konzentrieren sich nun auf Kleinwagen, wir konnten die Leute weiter vermitteln."