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Kleinaktionäre fordern Nachbesserung

Von Veronika Gasser

Wirtschaft

Die Kleinaktionäre der Jenbacher AG sind mit dem Übernahmeangebot von General Electric (GE) unzufrieden. Sie wollen fast ebensoviel wie die Syndikats-Aktionäre, die 20,5 Euro je Aktie kassieren. Anlegervertreter Wilhelm Rasinger bringt es auf den Punkt: "Die Kleinen aufs absolute Minimum herunterzudrücken, ist nicht drin." Derzeit gibt es noch Verhandlungen mit GE und dem Haupteigentümer und Vertreter des Syndikats, Herbert Liaunig, und seinen Anwälten. Sollte keine Lösung gefunden werden, dann könnte der Deal platzen.


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Es könne nicht sein, dass die Syndikatsaktionäre um nahezu 20% mehr bekommen, meint Rasinger. Als Vertreter der Kleinanleger hat er keine Freude mit dem Angebot: "Das ist schon heavy. Mit 20,5 Euro pro Aktie wurde einfach das gesetzliche Maximum ausgereizt." Die Kleinaktionäre - der Streubesitz beträgt 43,4% - müssen mit 17,43 Euro ihr Auslangen finden. Eine derart ungleiche Behandlung der Aktionäre ist laut Rasinger in den USA nicht möglich.

Kleinanleger wollen 19 Euro

"Ich bin um eine faire Lösung für alle bemüht." Rasinger betont im Gespräch mit der "Wiener Zeitung", dass er der Jenbacher-Übernahme durch den amerikanischen Konzern nicht im Weg stehen will. Er habe jedoch GE und den Anwälten des Syndikats signalisiert, dass die Übernahme nicht wie gewünscht zustande kommen werde, wenn es nicht zu einer substanziellen Nachbesserung komme. Der Deal ist für GE erst gelungen, wenn der Konzern zum Ende der Anbotsfrist 90% der Anteile in Händen hat.

"Die Kleinanleger wären mit einem Preis zwischen 19 und 19,5 Euro zufrieden." Rasinger hat ein Einsehen, dass das Syndikat einen Aufschlag verlangt, dieser sollte allerdings nur um 1 bis 1,5 Euro pro Aktie höher sein. General Electric hätte mit solchen Vorschlägen wenig Freude, denn für den Tiroler Gasmotorenspezialisten ist ein Betrag von knapp 200 Mill. Euro vorgesehen. Wie das Geld unter den Aktonären aufgeteilt wird, ist GE egal. Rasinger rechnet vor, dass eine Nachbesserung den Preis um 2 bis 3% erhöhen würde. "Das ist für GE ein lächerlicher Betrag." Für die Kleinnleger geht es aber immerhin um rund 5 Mill. Euro. Sollte die Anbotserhöhung nicht erfolgen und der Deal platzen, hätten die Syndikatsaktionäre mit ihrem 55,56%-Paket einen größeren Schaden. Der Kurs würde nämlich wieder auf 15 Euro fallen, ist sich Jenbacher-Kleinaktionär Rasinger sicher. Für seine paar tausend Aktien nehme er diesen Verlust in Kauf.

"Ich bin dafür, dass wir genausoviel bekommen wie die Großaktionäre", sagt Kleinaktionär Karl P., der empört ist, dass Liaunig weit mehr für seine Anteile bekommt. Zuerst habe der Großindustrielle die Jenbacher hochgelobt, um sie später ausschließlich für sich vorteilhaft "verscherbeln" zu können. Herr P. überlegt, ob er seine Anteile überhaupt verkaufen soll, immerhin laufe das Motorenwerk sehr gut.

Ungarische Liegenschaft

Unzufriedenheit unter den Kleinanlegern gibt es auch wegen eines ungarischen Grundstücks. Dieses hat einen Buchwert von 16 Mill Euro. Da GE die Liegenschaft loswerden wollte, wird sie nun um 2,5 Mill. Euro an ein Unternehmen der Hauptaktionäre verkauft. Sollte sie aber innerhalb von fünf Jahren mit Gewinn weiterverkauft werden, käme die Differenz auch den Kleinaktionären zugute. Im sechsten Jahr würden sie jedoch leer ausgehen. Rasinger schlägt vor, diesen Punkt aus dem Angebot zu streichen. "Wir wollen nicht fünf Jahre warten, ob es zu einer Nachzahlung kommt oder nicht. Wir wollen sofort einen ordentlichen, fairen Preis." Die Grundstückstransaktion mit dem Jenbacher-Deal zu verknüpfen, schaffe nur Probleme und Mißtrauen.