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Kleinanleger klagen Rettberg

Von Veronika Gasser

Wirtschaft

Mit dem Versteckspiel von Ex-Libro-Chef André Rettberg ist es vorbei. Er wird sich nach seiner eineinhalbjährigen Flucht-Odyssee vor dem Wiener Handelsgericht wegen betrügerischer Krida im Fall der Libro-Pleite verantworten müssen. Auch die Kleinanleger wollen den einstigen Star-Manager vor den Kadi bringen und bereiten deshalb eine Prospekthaftungsklage vor.


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Der Fall des einstigen Vorzeigemanagers André Rettberg hat 10.000 Privatanleger ihre Einlagen von etwa 130 Mio. Euro gekostet. Jene, die sich rechtzeitig von ihren Libro-Aktien trennen konnten, wurden allerdings reich.

334 Mio. Euro wurden durch die Libro-Pleite vernichtet. Die Justiz hat als Schuldigen Rettberg im Visier, die Anklage lautet auf betrügerische Krida.

Doch Rettberg der eineinhalb Jahre untergetaucht und zuletzt in Amsterdam gestrandet ist, fühlt sich nicht alleine verantwortlich. Der Libro-Aufsichtsrat war prominent besetzt, ihm gehörten UIAG-Boss Kurt Stiassny, Wirtschaftsprofessor Christian Novotny, "Krone"-Wirtschaftsleiter Georg Wailand sowie Telekom-Vorstand Rudolf Fischer an. Mehrheitseigentümer von Libro waren bis zum Ausgleich im Juni 2001 die Telekom Austria, die Unternehmens Invest AG und die Deutsche Beteiligungs AG. Indirekt waren über die UIAG auch die CA (mit 13%) und RZB (mit 10%) beteiligt. Die Telekom musste wegen der Libro-Pleite einen Schaden von mehr als 80 Mio. Euro abschreiben.

Emissionserlös für Schulden?

Kleinanlegervertreter Wilhelm Rasinger erklärt im Gespräch mit der "Wiener Zeitung", dass nun auch eine Prospekthaftungsklage vorbereitet werde. Dabei sei nicht nur Rettberg als ehemaliger Libro-Vorstandsvorsitzender in die Pflicht zu nehmen, sondern auch sein Finanzvorstand Johann Knöbl.

Ebenso müsste der Aufsichtsrat Rede und Antwort stehen und endlich erklären wohin die Millionen verschwunden sind.

Der Knackpunkt für Rasinger ist die Frage, was mit dem Emissionserlös geschehen ist: Stand das ganze Geld dem Vorstand zur freien Verfügung - wie es das Börsegesetz verlangt - oder wurde damit die Superdividende von 300 Mio. Euro an die Altaktionäre ausgeschüttet? "Wenn das Kapital zur Schuldentilgung verwendet wurde, wird das für mehrere Leute ein großes Problem," prophezeit er.

Zu den Alteigentümern gehören laut Rasinger unter anderem UIAG-Chef Kurt Stiassny, Georg Wailand und André Rettberg. Sie hätten mittels einer gewagten Finanzierungskonstruktion Schulden für den Kauf der Libro-Anteile aufgenommen und sich diese im Zuge des Börsegangs über die Superdividende wieder auszahlen lassen. Das Konzept und die Federführung für die Emission sei von der UIAG gekommen.

Nur im Kleingedruckten

"Die Kleinaktionäre wurden an einer Firma beteiligt die kein Eigenkapital hatte", so Rasinger. Es müsse nun geklärt werden, ob die Art der Spezialfinanzierung hinreichend dargestellt wurde, betont er: Einen Hinweis auf die Sonderausschüttung hätte es nur im Kleingedruckten des Börseporspekts gegeben, ansonsten wurde den Anlegern die rosige Zukunft des New Economy-Unternehmens schmackhaft gemacht.

Ins Gericht geht der Kleinanlegervertreter auch mit den Banken, diese hätten die Libro-Aktien nicht nur massiv beworben, sondern auch dem Unternehmen die Kredite geradezu nachgeschmissen. Auch in Bezug auf die Prospekthaftung seien die beteiligten Kreditinstitute RZB und BA-CA nicht korrekt vorgegangen, so Rasingers Vorwurf.

Libro-Tochter ohne Wert

Zu klären sei auch die Bewertung der deutschen Libro-Tochter. In einem vorliegenden Teilbericht des Wirtschaftsprüfers Martin Geyer, der im Auftrag des Gerichts erstellt wurde, heißt es: Die Libor-Tochter sei von KPMG mit 10 Mio. Euro extrem überbewertet worden. Tatsächlich war die Beteiligung laut Geyer nichts wert.

Der Anlegerschützer rechnet sich vier Jahre nach dem Libro-Absturz gute Chancen aus, dass Geschädigte etwas von ihrem verlorenen Geld wiedersehen. Befremdet ist er von der Märtyrer-Rolle, die Rettberg jetzt einnimmt. Zwar könne ihm keiner die alleinge Verantwortung anlasten, doch das Unschuldslamm für das sich der Ex-Managernun ausgibt, sei er nicht.