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Kleine Bausteine für große Projekte

Von Verena Varga

Wirtschaft
Jeder trägt ein Stück weit zur Umsetzung bei: mit Zeit-, Geld- oder Wissensspenden.
© © © Keren Su/Corbis

150.000 Euro auf respekt.net für ein besseres Miteinander investiert. | Nicht nur spenden, sondern kreativen Austausch fördern.


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Wien. Alle brauchen es: Gründer, Erfinder, Künstler, Kreative, Visionäre und Menschen mit Ideen - Kapital. Das Internet hat eine neue Form der Finanzierung möglich gemacht. Weg von der klassischen Spendensammlung, hin zum "Crowdfunding". Dabei werden Ideen und Projekte aus dem sozialen, kulturellen, künstlerischen oder zivilgesellschaftlichen Bereich auf Webseiten vorgestellt. Jede Person aus der Masse der Internetnutzer (crowd) kann in diese Vorhaben investieren (to fund). Auch Unternehmensgründer haben diese Form der Finanzierung für sich entdeckt.

Im deutschsprachigen Raum haben sich bereits einige Plattformen dem Prinzip des Crowdfunding verschrieben. Mit Hilfe des Visionbakery-Netzwerkes können Ideen verwirklicht werden, Inkubato und Pling unterstützen künstlerische, kreative Projekte. Die beiden deutschen Plattformen mysherpas.com und startnext.de haben bereits ein paar österreichische Projekte in ihrem Angebot.

Mitgestalten erwünscht

Seit Juni 2011 können über den Zugang startnext.at österreichische Projekte aus dem Bereich Kunst, Kultur und Medien unterstützt werden. Als Gegenleistung für die finanzielle Unterstützung erhalten die Spender ein "Dankeschön". Je nach Spendensumme reichen diese von CDs, T-Shirts bis hin zu einem privaten Konzert für den Spender, erklärt Anna Theil von Startnext. "Wir wollen weg von der Spendenphilosophie und kreativen Austausch ermöglichen", so Theil. Dabei ist es wichtig Feedback zu geben, bei manchen Projekten ist auch Mitgestaltung erwünscht.

In Österreich gibt es seit September 2010 die Plattform respekt.net, die Investitionen in die Zivilgesellschaft ermöglicht. Die Projekte setzen sich für ein besseres Zusammenleben ein, machen sich für Migranten und Flüchtlinge stark und investieren in die Bildung. Bisher wurden mehr als 170 Projekte von Privatpersonen, Unternehmen, Vereinen und Nichtregierungsorganisationen initiiert. 52 Vorhaben wurden erfolgreich umgesetzt.

Der Mindestbetrag für Spenden beträgt zehn Euro. Mehr als 150.000 Euro wurden insgesamt von den Nutzern gespendet, der Großteil stammt von Privatpersonen, nur mehr als 5000 Euro wurden von Firmen gespendet, sagt Martin Winkler, Präsident von respekt.net. Die Plattform feiert am 20. September ihr einjähriges Bestehen im Museumsquartier mit dem "1. Tag des Respekts".

Lernen mit Oma & Opa

Ein Projekt muss innerhalb der angegebenen Frist zu 100 Prozent finanziert werden, nur dann erfolgt die Umsetzung. Dieses Alles-oder-Nichts-Prinzip dient zur Absicherung der Projektinitiatoren, erklärt Winkler. Wird ein Projekt nicht vollständig finanziert, so kann das Geld an die einzelnen Sponsoren zurücküberwiesen oder reinvestiert werden. Mehr als 80 Prozent übertragen das Geld auf ein anderes Projekt, nur 20 Prozent wollen ihre Spende zurück. Neben Geld gibt es auch die Möglichkeit, Wissen und Zeit, zum Beispiel in Form von rechtlicher Beratung, aufzuwenden.

Erfolgreich umgesetzt wurde etwa ein Lernhilfeprojekt für Volksschulkinder mit Migrationshintergrund. Beim "Oma-Opa-Projekt" gaben österreichische Senioren den Schülern Einzelunterricht.