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(Kleine) Katastrophen

Von Andreas Rauschal

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Dass es nicht immer ein am Ende erst recht abgesagter Weltuntergang sein muss und wir die kleinen Dinge als subjektiv größte Katastrophen empfinden, ist a) gelebte Kindheitserfahrung ehemaliger, früh mit dem Tod konfrontierter Hamsterbesitzer und b) die Existenzgrundlage des Chronikjournalismus weit über jenen Tag hinaus, an dem der letzte Baum gerodet oder die chinesische Bevölkerung derart überaltert sein wird, dass sich die Produktion plastikbasierter Lesegeräte durch die jüngsten Staatsbürger für sonst politisch eh korrekte US-Unternehmen dann doch nicht mehr ausgeht.

Wissend um b) waren (ganz im Gegensatz zur rein persönlichen Katastrophe um das von Wolfram Pirchner einst mit V wie Flügel anmoderierte Pferd Vicky) also Good News im Sinne von Bad News angesagt, als "heute österreich" am Donnerstag über Fridolin berichtete - den so geheißenen Star im Weihnachtszirkus Liesing, von dem seit Montag jede Spur fehlt (Verdacht auf Entführung!). Mit entsprechend traurigen Kinderaugen erzählte also auch der Zirkusbesitzer selbst von seinem Pony, dessen Absenz im Beitrag Vergleiche mit einem Weihnachtsfest ohne Christkind zeitigen sollte.

Nach dem von der IG Sport ähnlich als Drama empfunden Fehlen heimischer Skifahrerinnen auf den vorderen Plätzen beim wenig später aus Aare übertragenen Slalom bestätigten auch die Mienen im öffentlichen Raum: Bei uns braucht es gar keine Apokalypse. Hier geht die Welt ohnehin täglich unter.