Große Ölkonzerne werfen Stationen auf den Markt. | Statistik zeigt nur die Markennamen, nicht die wahre Eigentümerschaft. | Wien. Österreichs Tankstellenmarkt ist zwar im Umbruch - das heißt jedoch nicht, dass es zu einer Marktbereinigung kommt, indem Tankstellen vom Markt verschwinden. Nach der Tankstellenstatistik für 2008 hat sich deren Zahl gerade einmal um acht auf 2802 reduziert.
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Was die Zahlen nicht aussagen: Die Markentankstellen stoßen in großem Ausmaß Stationen ab, die aus ihrer Sicht zu wenig Gewinn abwerfen. BP liegt zwar mit 463 Stationen an erster Stelle, der Konzern hat jedoch in den vergangenen Jahren großflächig Verkäufe getätigt. So gehören etwa 125 Tankstellen der oberösterreichischen Doppler-Gruppe, die aber weiter das BP-Emblem tragen, weitere 17 BP-Tankstellen sind im Besitz der Hochhauser-Gruppe. Auch die offiziellen OMV-Zahlen für 2008 für den Konzern (399 OMV-, 146 Avanti-, 2 Stroh-Tankstellen) täuschen mit einem Minus von 13 Einheiten.
Denn die OMV hat in der Zwischenzeit 130 Tankstellen auf den Markt geworfen, 60 davon wurden bereits verkauft. Shell hat innerhalb von nur 10 Jahren das Netz um 100 Stationen auf 284 reduziert, wobei in dieser Zahl 25 Tankstellen enthalten sind, die der Stig lechner-Gruppe gehören.
Ein neuer großer Konkurrent ist im Vorjahr mit dem ungarischen MOL-Konzern auf den Markt getreten. Die Statistik weist zwar erst 13 Stationen auf, was aber längst überholt ist. Im Vorjahr wurden von Agip/Eni 26 Tankstellen gekauft, von der Doppler-Gruppe 12.
Da auch die 34 steirischen Roth-Tankstellen den Ungarn gehören, hat man aktuell bereits ein Tankstellennetz von über 70 Einheiten, 100 Stationen werden angestrebt. Die zum Verkauf stehenden OMV-Tankstellen wären zwar für MOL interessant, wegen der gespannten Beziehungen zwischen den beiden Konzernen ist dieses Geschäft aber tabu.
Alles, was die großen Konzerne auf den Markt werfen, findet bei den kleineren Gruppen Abnehmer - womit eine Marktbereinigung verhindert wird. Die oberösterreichische Doppler-Gruppe hat ihr Netz bereits auf 210 Tankstellen erweitert und im Vorjahr von BP 12 Rühl-Stationen erworben. Die zu Raiffeisen gehörende Genol-Kette stagniert mit 162 Tankstellen, ebenso wie die Avia-Gruppe mit 101 Einheiten. Die Stig lechner-Gruppe bringt es auf 90 Tankstellen, wovon 65 unter IQ laufen, der Rest unter Shell.
Auch auf den hinteren Rängen bewegt sich einiges. Der Steirer Gerhard Annawitt, der vor Jahren alle seine Stationen verkauft hat, ist wieder auf den Geschmack gekommen. Er übernahm 28 Tankstellen vom OMV-Konzern und hat nun insgesamt 31 Zapfstationen. Die Wiener AWI-Gruppe holte sich 11 OMV-Stationen und liegt nun bereits bei 33, die Tiroler Firma Gutmann steht ebenfalls bei 33 Abgabestellen, jüngst wurden 13 Stationen aus dem OMV-Paket herausgekauft.
Erdgas-Zapfsäulen mit Plus von 50 Prozent
Die jüngsten Zahlen zeigen aber noch weitere Trends. In Österreich gibt es bereits 130 Erdgas-Tankstellen, was ein Plus von 44 Stationen oder rund 51 Prozent bedeutet, was vorrangig auf OMV und Agip zurückgeht. Im Jahr davor waren es nur 86 Erdgas-Tankstellen.
Ein weiterer alternativer Treibstoff kommt hingegen nur sehr schwer auf Touren - Superethanol (E85). Gerade einmal zwölf Tankstellen haben eine entsprechende Zapfsäule, um sechs mehr als 2007. Die Politik würde zwar gerne ein flächendeckendes E85-Netz sehen, die Konzerne - allen voran die OMV - scheinen jedoch nicht so ganz hinter dem Plan zu stehen.