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Kleine Löbl-Preisung muss sein

Von Reinhold Aumaier

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An den beiden letzten Samstagen galt es Goodbye zu sagen. Klassik-Urgestein Karl Löbl schenkte uns im "Klassik-Treffpunkt" dank seiner hochkarätigen Gäste Thomas Hampson und Angelika Kirchschlager zwei Abschiede in Topform. Bis auf Begrüßung, kleine Zwischenfragen und einer gerade in rechtem Maß selbstbewussten Abschiedsrede, pflegte er durch die Kunst des "moderierenden" Zuhörens seine Gäste in vollem Licht erstrahlen zu lassen. Chapeau!

Dass ihm in den Jahr(zehnt)en zuvor im temperamentvollen Übereifer des Viel-bis-alles-Wissens manches Gespräch zur Dreinrede-Arie missraten ist oder er, äußerst unmusikalisch, die Philharmoniker auf der ersten Silbe betont und mit zwei "L" ausgestattet hatte, war hiemit vergessen. 50 Jahre lang war der selbst zum Klassiker der Radiogeschichte Gewordene am Zug; hat informiert, verglichen, geurteilt und empfohlen. Also einfach das getan, was in Zeiten wie diesen längst wieder gepflegt gehörte: volksbildnerisch tätig zu sein.

Welcher Moderator schafft es heute noch, dass Vater und Sohn eine Radiostunde zum "gehört gehört"-Programm erwählen? So geschehen meinem Vater und mir vor 25, 30 Jahren. Titel der Sendung: "Lieben Sie Klassik?" Sinn des Ganzen: Plattenreiterei zum Zweck der Grundausstattung des empfangsbereiten Staatsbürgers und Musikfreundes mit ausgesucht klingenden Schätzen durch öffentlich-rechtliche Ätherwellen.

Walter Richard Langer ist seit acht Jahren tot, Marcel Prawy seit einige Monaten, Günther Schifter wurde aussortiert, Karl Löbl hat auf dem Höhepunkt Adieu gesagt: Wir wissen, was wir an diesen Herren gehabt haben, trauern leise und ziehen dankbar den Hut.