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Jahrestagung des Internationalen Währungsfonds, EU-Finanzministertreffen, Welthandelskonferenz und nun auch das Begräbnis von Nelson Mandela: Österreichische Regierungsmitglieder machen sich seit Wochen rar bei internationalen Treffpunkten und Veranstaltungen wichtiger multilateraler Organisationen - der Koalitionsverhandlungen in Österreich wegen. Dabei wäre es gar nicht schlecht, internationale Freundschaften zu pflegen, denn im Inland hat die Regierung derzeit nicht sehr viele Freunde.
Aber nun befinden sich die Koalitionsgespräche in der Zielgerade, in den kommenden Tagen wird der Sack wohl zugemacht (aus symbolischen Gründen wohl nicht am Freitag, dem 13.). Was sich derzeit abzeichnet, ist die Einigung auf viele, aber relativ unspektakuläre Reformen. Zwischen Bund und Ländern werden wohl einige verwaltungstechnische Gewohnheiten begradigt. Das ist gut so, wird aber niemanden vom Sessel reißen, vor allem nicht die von derselben Regierung gehätschelten Boulevard-Medien.
Österreich wird weiterhin gut verwaltet seinen Weg gehen, recht erfolgreich und ein bisschen fad. Allerdings sollte - der bevorstehenden EU-Wahl zuliebe - der Gefühlspegel bei SPÖ und ÖVP bald steigen. Denn die FPÖ lieferte am Wochenende bei ihrem Parteitag einen Fehlpass am eigenen 16er. Rückkehr zum Schilling, lautet die Losung der Freiheitlichen. Warum die Partei dann überhaupt bei einer EU-Wahl antritt? Doch auch inhaltlich ist die Schilling-Nostalgie der gerade Weg in die Staatspleite. Für die Industrie wäre das ein Desaster erster Ordnung, und auch die Banken würden Hilfspakete benötigen, gegen die das Hypo-Debakel ein Lercherl ist. Am Ende stünde Massenarbeitslosigkeit.
Wer Hans Fallada liest, kann sich damit trösten, dass die Liebe wichtiger ist als materieller Wohlstand. Doch politisch stellt sich die Frage: Kleines Land, was nun?
Eine Antwort der beiden Regierungsparteien wäre beispielsweise, dass eine kleine, offene Volkswirtschaft wie Österreich viele internationale Kontakte benötigt und seine Vertreter ernst genommen werden. Dazu wiederum wäre es dringend notwendig, dass sich die heimischen Regierungsvertreter bei den Ministerkonferenzen der großen internationalen Organisationen blicken lassen. Zu Hause zu bleiben und dafür den Finanzausgleich um ein Jahr zu verlängern, ist zu wenig.