"Die Restrukturierung ist gut vorangekommen", freute sich Siemens-Chef Klaus Kleinfeld am Donnerstag in der Jahrespressekonferenz. Um den Technologieriesen gesund zu schrumpfen, hat Kleinfeld in den vergangenen Monaten in den Hoffnungssparten Energie, Industrieautomation und Gesundheit gezielt zugekauft.
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Andererseits wurde das verlustreiche Handygeschäft abgestoßen. Der Vorstandschef hat sich ehrgeizige Ziele gesteckt und ist mit der Umsetzung zufrieden: "Wir haben uns auf unsere Stärken konzentriert." Um satte 38 Prozent auf 3,1 Milliarden Euro legte der Gewinn im abgelaufenen Geschäftsjahr zu.
An der Börse sorgten die guten Zahlen für einen Kursanstieg der Siemens-Aktie. Doch die Lorbeeren für den Sanierer bleiben aus. "Sanierte Kleinfeld erfolgreich?" stellt die "Financial Times Deutschland" auf ihrer Homepage zur Diskussion. Gravierendster Kritikpunkt gegen den 49-Jährigen ist der Deal mit BenQ: Um die Verbindung zu trennen, verschenkt Kleinfeld die defizitäre Handysparte an die Taiwanesen und legt noch eine Mitgift von 350 Millionen Euro dazu. Bitterer Nachgeschmack: Das Unternehmen geht ein Jahr danach Pleite.
Das bei Siemens verbliebene Sorgenkind heißt SBS. Aus der IT-Dienstleistungssparte wurde bisher das verlustreiche PC-Wartungsgeschäft verkauft. Der Verlust verringerte sich im abgelaufenen Geschäftsjahr, macht aber immer noch 549 Millionen Euro aus. Die Idee, SBS zu verkaufen, hat Kleinfeld nunmehr aufgegeben. Stattdessen wird der Bereich ab Jänner mit den IT- und Softwareaktivitäten aus vier Landesgesellschaften zusammengelegt und soll unter dem Namen Siemens IT Solutions und Services (SIS) weitergeführt werden.
Und hier kommt Österreich ins Spiel: In die neue Gesellschaft fließt auch der Unternehmensbereich PSE (Program und System Engineering) ein, der seinen Hauptsitz mit knapp der Hälfte der rund 7000 Mitarbeiter in der Bundeshauptstadt hat.
Für 200 PSE-Fachkräfte in Wien bedeutet der massive Konzernumbau, dass sie das Siemens-Dach verlieren und in eine neue Gesellschaft ausgegliedert werden, für die Siemens derzeit einen Käufer sucht. Kein Wunder also, dass diese Mitarbeiter fürchten, ein ähnliches Schicksal wie die Kollegen der Handysparte zu erleiden.
Die übrigen PSEler müssen sich zunächst damit abfinden, nicht mehr Teil einer relativ überschaubaren Wiener Einheit, sondern eines 43.000 Köpfe umfassenden Riesen-Bereichs zu sein. Sowohl München als auch Wien sollen die Schaltzentralen der neuen IT-Sparte SIS sein, und zwar "entsprechend den Aufgaben- und Mitarbeiterschwerpunkten", wie es Siemens in einer Aussendung vorsichtig formulierte.
Wie hier gewichtet wird und wo die Entscheidungen tatsächlich fallen, bleibt abzuwarten. Siemens Österreich-Chefin Brigitte Ederer betont jedenfalls, dass dies für die Wiener Mitarbeiter ja auch eine "Riesenchance" sein könne. Seite 26