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"Kleinkarierte Debatte" um Forschungsgelder

Von Eva Stanzl

Wissen
Wer bekommt mehr Geld? Foto: bb

Grundlagen- und angewandte Forschung: Österreich muss seine Kräfte bündeln. | Wien. Welche Forschung benötigt Österreich, um ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum zu sichern? Die Bundesregierung erarbeitet gerade eine Forschungsstrategie, die künftige Forschungsaktivitäten vorgeben wird. Kurz vor Fertigstellung rangeln Protagonisten der Szene um staatliche Mittel - dabei wurde vor allem zwischen (meist universitärer) Grundlagen-Forschung und (meist unternehmerischer, Produkt-orientierter) angewandter Forschung polarisiert.


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So fördert der Staat die Forschung an den Hochschulen mit rund 1,4 Milliarden Euro jährlich (2007). Firmen erhalten dagegen insgesamt 600 Millionen Euro - Staatsgelder decken damit 12 Prozent ihrer Forschungsausgaben.

Befürworter von höheren Förderungen für die Grundlagenforschung finden, das ist zu hoch. "Andere Länder, die als führend bei Innovation gelten, unterstützen forschende Unternehmen in geringerem Ausmaß - in Finnland ist der Anteil drei, in Schweden vier und in der Schweiz gar null Prozent", erklärt Andreas Schibany, Innovationsökonom bei Joanneum Research. Es sei die ureigenste Aufgabe des Staates, in Bildung und nicht-kommerzielle, freie Grundlagenforschung zu investieren, so Schibany.

Dass Österreich zwar für 12 Prozent der unternehmerischen Forschung aufkommt, die Betriebe aber nur drei Prozent in die Grundlagenforschung investieren, stünde in keiner Relation. Jedoch können sich Unternehmen vor dem Hintergrund der Wirtschaftskrise und kürzerer Produktzyklen langfristig orientierte Forschung immer weniger leisten.

"Beleidigend für beide Seiten"

Die Industrie argumentiert, dass die unternehmerische Forschung maßgeblich zur Schaffung neuer Arbeitsplätze beiträgt. Betriebe tragen zwei Drittel der heimischen Forschungsleistung und würden daher zu Recht gefördert.

Edeltraud Stiftinger, Leiterin der Unternehmensforschung bei Siemens Österreich, hält die Diskussion sogar für eine "kleinkarierte Debatte: Wir haben als kleines Land wenig Nachfrage nach Forschung und kaum entsprechende Konzernzentralen. Es kann keinesfalls ein Auseinanderdividieren von Grundlagen- und angewandter Forschung geben", betonte Stiftinger bei einer Podiumsdiskussion am Institute of Science and Technology (IST) Austria in Maria Gugging am Montag Abend. Die heimische Forschung benötige vielmehr ein einheitliches Auftreten, anstatt dass - wie derzeit - inklusive des Finanzressort insgesamt fünf Ministerien dafür zuständig sind.

IST-Präsident Thomas Henzinger, der auf eine internationale wissenschaftliche Karriere zurückblickt, hat "noch nie eine so kontroverse Debatte wie hier erlebt" und empfindet sie als "beleidigend für beide Seiten": Einerseits würde damit unterstellt, dass die Ergebnisse der Grundlagenforschung nicht anwendbar seien, andererseits, dass die angewandte Forschung intellektuell weniger anspruchsvoll sei. "Beides ist falsch", so Henzinger. Vielmehr müssen zwischen freier Forschung und reiner Auftragsforschung unterschieden werden. Idealerweise sollten Firmen auch freie Grundlagen-Forschung finanzieren - wie in den USA.

Dem Rektor der Universität Wien, Georg Winckler, fehlt eine "europäische Innovationsnachfrage". So könnten seitens der EU etwa Aufträge zur Entwicklung von Prototypen für Quantencomputer an Österreich erfolgen, das in diesem Bereich Expertise aufgebaut hat. Damit würde automatisch eine Brücke zwischen Grundlagen- und angewandter Forschung entstehen. Derzeit sei die Innovationsnachfrage in vielen EU-Ländern jedoch nur national vorhanden, weshalb "das Rad ständig neu erfunden wird". Aber auch von der Industrie müsste eine stärkere Nachfrage an die Unis nach Innovationen kommen.